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  • Letzte Aktualisierung: 29.01.2013

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B E R L I N


Historische Stätten





Ein kleiner Abstecher nach Potsdam führte mich zum Grab des preußischen Königs Friedrich II. (Foto links) Gleichwohl sich der am 17. August 1786 im Schloss Sanssouci verstorbene Monarch gewünscht hatte,  in einer zu seinen Lebzeiten vollendeten Gruft auf der Terrasse seines Schlosses neben seinen Hunden beerdigt zu werden , ließ ihn sein Neffe und Nachfolger Friedrich Wilhelm II. in der Potsdamer Garnisonskirche in einer hinter dem Altar befindlichen Gruft an der Seite seines Vaters, Friedrich Wilhelms I., beisetzen. 1944 wurden der Sarkophag Friedrichs und der seines Vaters in die Elisabethkirche nach Marburg verbracht, wo auch Reichspräsident Paul von Hindenburg ruhte.  Auf Initiative von Louis Ferdinand von Preußen wurden beide 1952 in die Kapelle der Burg Hohenzollern in Hechingen umgebettet, wo sie timediver im Sommer 1987 betrachten konnte. Erst zur 200. Wiederkehr seines Todestages am 17. August 1991 wurde dem letzten Willen des Königs entsprochen und sein Sarg wieder nach Potsdam überführt, um dort in der noch vorhandenen Gruft beerdigt zu werden. Zurück in Berlin führte mich mein Weg auf den St.-Annen-Kirchhof in Berlin-Dahlem, wo  am 3. Januar 1980 Alfred Willi Rudi Dutschke (7. März 1940 – 24.12.1979) feierlich beigesetzt wurde. Der marxistische Soziologe galt als bekanntester Wortführer der westdeutschen und West-Berliner Studentenbewegung in den 1960er Jahren. Am 11. April 1968 schoss der junge Hilfsarbeiter Josef Bachmann vor dem SDS-Büro am West-Berliner Kurfürstendamm dreimal auf Dutschke. Er traf ihn zweimal in den Kopf, einmal in die linke Schulter. Dutschke erlitt lebensgefährliche Gehirnverletzungen und überlebte nur knapp nach einer mehrstündigen Operation.  Nach einem epileptischen Anfall, einer Spätfolge des Attentats ertrank Dutschke in seiner Badewanne im dänischen Aarhus. Das Grab (Foto rechts) war der Witwe Gretchen Dutschke-Klotz vom Theologe Martin Niemöller überlassen worden, weil dort kein Grabplatz frei war.


Die ehemalige Villa Marlier in Berlin-Wannsee (Foto rechts) wurde 1914/1915 nach Plänen von Paul Otto August Baumgarten erbaut. Am 20. Januar 1942 kamen hier 15 hochrangige Vertreter der nationalsozialistischen Reichsregierung und “SS-Behörden” zusammen, um unter Vorsitz von “SS-Obergruppenführer” Reinhard Heydrich den begonnenen Holocaust an den Juden im Detail zu organisieren und die Zusammenarbeit der beteiligten Instanzen zu koordinieren. Hauptzweck der Konferenz war die Organisation der Deportation der gesamten jüdischen Bevölkerung Europas zur Vernichtung in den Osten des Kontinents. Die Teilnehmer legten den zeitlichen Ablauf für die Massentötungen fest, grenzten die dafür vorgesehenen Opfergruppen genauer ein und einigten sich auf eine Zusammenarbeit unter der Leitung des “Reichssicherheitshauptamtes”, welches Heydrich führte. Der Begriff „Wannseekonferenz“ ergab sich aus der Adresse des Tagungsortes, Am Großen Wannsee 56/58, wurde jedoch erst nach dem Zweiten Weltkrieg geprägt. Heute ist das Haus eine Gedenkstätte an den Holocaust.

Der Lageplan des "RSHA-Standortes Wannsee" mit dem "Gästehaus der Sicherheitspolizei und des SD" (roter Kreis), in welchem die Konferenz stattfand, sowie weitere Einrichtungen des "Reichssicherungshauptamtes" (Foto links). Die Karte zeigt die Standorte der Konzentrationslager (rote Rahmen), Konzentrations- und Vernichtungslager (rote Rahmen mit rotem Quadrat) und Vernichtungslager (rote Quadrate).


In dem mit einem roten Rahmen gekennzeichneten Raum fand die menschenverachtende Konferenz zur Organisation des Völkermordes statt (Foto links). Dort sind heute Kopien zahlreicher Schriftstücke ausgestellt, die das größte Verbrechen in der Menschheitgeschichte dokumentieren, wie die Auflistung der jüdischen Bevölkerung Europas, die man zu vernichten trachtete (Foto rechts).


Nach dem Zweiten Weltkrieg und der deutschen Teilung  bis zur Wiedervereinigung 1990 war das Rathaus Schöneberg (Foto rechts) der Sitz des Parlament (Abgeordnetenhaus) und die Regierung (Senat) von West-Berlin und damit der politische Mittelpunkt West-Berlins. Das gewählte Berliner Abgeordnetenhauses hielt hier am 13. Januar 1949 die erste Sitzung ab, die letzte Sitzung fand am 25. März 1993 statt. Direkt nach dem Bau der Berliner Mauer im August 1961 gab es  vor dem Rathaus wiederholt KundgebKundgebungenn denen bis zu 800.000 Berliner teilnahmen, um ihre verzweifelten und wütenden Reaktionen auf den Bau der Berliner Mauer zu zeigen.  Der Regierende Bürgermeister Willy Brandt forderte die Berliner zu „Besonnenheit, aber nicht Gleichgültigkeit“ auf und kritisierte die Alliierten für ihre Tatenlosigkeit, ohne generell die enge Verbundenheit zu ihnen in Frage zu stellen.  US-Präsidenten John F. Kennedy hielt hier am 26. Juni 1963 seine berühmte Rede (Foto links), die mit den Worten schloß: “All free men, wherever they may live, are citizens of Berlin, and, therefore, as a free man, I take pride in the words 'Ich bin ein Berliner'!” Andere bedeutende Besucher waren Indira Gandhi, Martin Luther King und britische Königin Elisabeth II. im Jahre 1965. Im Jahr 1967 nahmen hier die Auseinandersetzungen ihren Ursprung, die schließlich zum Tod Benno Ohnesorgs führten. Das Schöneberger Rathaus geriet durch eine Großkundgebung mit etwa 20.000 Teilnehmern am 10. November 1989, dem Tag nach der ersten Öffnung der Mauer, ein letztes Mal in den Blick der Öffentlichkeit, als der Regierende Bürgermeister Walter Momper, Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher und Willy Brandt, vor 20.000 jubelnden Menschen sprachen. Die Rede des Bundeskanzlers Helmut Kohl wurde jedoch von den Versammelten immer wieder unterbrochen, die ihn permanent und gnadenlos auspfiffen.


Als eine der bedeutendsten und besterhaltenen Festungen der Hochrenaissance in Europa befindet sich die Zitadelle Spandau im Ortsteil Haselhorst. Die in den Jahren 1559 bis 1594 an Stelle einer mittelalterlichen Burg von den italienischen festungsbaumeistern Francesco Chiaramella de Gandino (bis 1578) und Rochus Graf zu Lynar errichtete Fortifikation liegt nord-östlich der Spandauer Altstadt auf einer Havelinsel. Die symmetrisch aufgebaute Festung besitzt vier Bastionen, die durch Kurtinen verbunden sind. Das Kurtinen-Viereck besitzt eine Kantenlänge von 208 × 195 Metern (Foto links) und entsprach bautechnisch der damaligen Idealvorstellung. Durch die Anordnung der Bastionen gab es keine toten Winkel, in denen sich Angreifer hätten verstecken können. Das Torhaus (1) in der Südkurtine und besaß eine Zugbrücke. Es ist aus Gründen der besseren Verteidigung aus der Mitte nach Westen verschoben. So bot sich eine Sicherung von der linken Flanke der Bastion „König“ aus an . Francesco Chiaramella wird der Entwurf des Torhauses (Foto rechts) zugeschrieben. Als Venezianer kannte er das von Michele Sanmicheli erbaute Stadttor Porta Nuova in Verona. Das Torhaus in Spandau war ein Prunktor, das den Vorüberreisenden zeigen sollte, wie aufgeschlossen die Spandauer der Kunst gegenüberstanden. Nachdem die Renaissancefassade aus dem 16. Jahrhunderts 1813 beim  Beschuss der Zitadelle beschädigt worden war, wurde sie 1839 durch die Heutige ersetzt. 

 
Die Südkurtine mit der Bastion "Königin" .


32 Marmordenkmäler sämtlicher Markgrafen, Kurfürsten und Könige Brandenburgs und Preußens zwischen 1157 und 1888 standen früher an einer 750 Meter lange Allee, die vom früheren Königsplatz (heute: Platz der Republik), dem damaligen Standort der Siegessäule bis zum Kemperplatz mit dem Rolandbrunnen verlief. Die Siegesallee war als Prachtboulevard 1895 von Kaiser Wilhelm II. 1895 in Auftrag gegebenen und finanziert, 1901 vollendet worden. Im Zweiten Weltkrieg wurden einige der Figuren beschädigt, einige sind seither verschollen. Die Alliierte Kommandantur ordnete 1947 die Einebnung der Allee an. Soweit sie nicht woanders wieder aufgestellt worden sind, stehen die verbliebenen Figuren der einstigen Siegesallee heute zwischen der Südkurtine und dem ehemaligen Zeughaus.


Das Modell der zwischen 1855 - 1862 erbauten Burgwallschanze (Foto links) , die unweit des Spandauer Rathauses an der Ruhlebener Straße als Teil der Stresowbefestigung zum Schutz der  Geschützgießerei, Artillerie-Werkstätten und Zündhütchenfabrik errichtet worden war.  Nach der Entfestigung der Stadt lediglich ihr Kernwerk (Reduit) erhalten geblieben,  in  dem heute eine private Kultureinrichtung betrieben wird. Eine Tafel erinnert an den, aus einem alten märkischen Adelsgeschlecht stammenden, preußischen Generalleutnant und Flügeladjutant des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III., (1757 - 1826). Als Brigadechef im III. Armee-Korps übernahm er in den Befreiungskriegen am 31. März 1813 die Belagerung der Zitadelle Spandau und konnte sie schließlich von den Franzosen, die am 23. April kapituliert hatten, zurückerobern. Die Bevölkerung durfte sich gegen die  Zahlung einiger Silbergroschen an den nachfolgenden Tagen die beschädigte Festung anschauen.  Die eingenommenen Gelder kamen dem Wiederaufbau ihrer Wohnhäuser zugute. Nachdem von Thümen im September 1813 mit seiner Division - in der schon verloren geglaubten Schlacht bei Dennewitz - die Franzosen unter dem Oberbefehl von Marschall Michel Ney in schweren Kämpfen zurückgedrängt und dadurch den Sieg ermöglicht hatte, wurde er einen Monat später am 21. Oktober 1813 mit dem Pour le Mérite ausgezeichnet 


Der Askanier Albrecht von Ballenstedt, genannt der Bär (~1100 - 1170) gründete im Jahre 1157 die Mark Brandenburg und wurde deren erster Markgraf (Foto links).  Die Ausgrabungsstätten neben dem Torhaus an der Südkurtine (Foto rechts).


Der ehemals gotische Saalbau (Palas) wurde in den Jahren 1520 bis 1523 im Renaissancestil umgestaltet. Nachdem der Umbau zum Offizierskasino 1936 die alten baulichen Strukturen vollends zerstört hatte, erfolgte seit 1977 deren neugotische Rekonstruktion (beide Fotos).


Die genaue Zeit der Erbauung des Juliusturms ist unbekannt. Nach dem Baubefund gehört das Baumaterial des Sockels dem 13. Jahrhundert an. Zur Zeit der Erbauung war er Wehrturm und Wachturm und diente als Zufluchtsstätte bei Gefahr. Gleichzeitig konnte er als Wohnturm genutzt werden. In seinem Kellergeschoss befand sich das  Verlies. Infolge des Beschusses der Zitadelle im Jahre 1813, die diesem Zeitpunkt von napoleonischen Truppen besetzt war, durch preußische Artillerie brannte der Turm aus. Als Folge des Brandes stürzte 1822 die Mauerkrone herunter. Erst nach 1836 erhielt Karl Friedrich Schinkel  den königlich-preußischen Befehl, einen neuen Zinnenkranz zu entwerfen. Heute ist der 30 Meter hohe Juliusturm, eines der Wahrzeichen SSpandau


Die mit einer hölzernen Palisade bewährte mittelalterliche Burg, zwischen 1050 - 1180 (Foto links) und freigelegte Fundamente (Foto rechts) .


Das hölzerne Kastenwerk stammt aus dem 11., die rekonstruierte Mauer aus dem 15. Jahrhundert. Ein Bayer herrschte über Brandenburg: Zu den Standbildern, die einst die ehemalige Siegesallee in Berlin flankierten,  gehörte auch das von Otto V. (1346 - 1379), welcher mit Beinamen "der Faule" genannt wurde (Foto rechts). Nachdem der Widersacher von 1347 bis 1351 als Herzog von (Ober-)Bayern regierte, war er ab 1351 nominell als Mitregent und ab 1365 Kurfürst und Markgraf von Brandenburg eingesetzt. Otto vernachlässigte seine Regierungsgeschäfte jedoch in einer Weise, dass Karl IV. 1371  in das für seinen Sohn vorgesehen Kurfürstentum Brandenburg einmarschierte. Otto bis 1373 zwar formell noch Kurfürst, doch die tatsächliche Gewalt übte Karl IV. aus.  Mit Vertrag von Fürstenwalde wurde die Kurmark für 500.000 Gulden an Karl IV. verkauft. Obgleich damit auch die Kurwürde der Mark Brandenburg de jure an die Luxemburger überging, durfte  Otto V. die Kurwürde noch bis an sein Lebensende wahrnehmen. Mit ihm endete die Ära der Wittelsbacher in Brandenburg.  


In der ehemaligen Exerzierhalle befindet sich heute ein Museum, in dem preußische Kanonen, Haubitzen, Mörser usw. aus verschiedenen Jahrhunderten ausgestellt werden.


Das Modell zeigt die Burg in den Jahren zwischen 1450 - 1540 (Foto links). Wegen des an ihrer Tuch- und  Pelzmütze getragenen Totenkopfes (einem alten Symbol dafür, dass weder Pardon gegeben noch genommen wird) wurden die Angehörigen des 1. (und auch des  2.) Leibhusarenregiments in Danzig mit der populären Bezeichnung „Totenkopfhusaren“ versehen. Der prominenteste Regimentskommandeur war Oberst Friedrich Wilhelm Victor August Ernst von Preußen (1882 -1951), von 1888 bis zur Novemberrevolution 1918 Kronprinz von Preußen und des Deutschen Reiches, der sein Kommando am 15. September 1911 angetreten hatte. Am 5. März 1933, dem "Tag von Potsdam ", trafen in der dortigen Garnisonskirche die Abgeordneten des national-konservativen Lagers mit denen der NSDAP zu ihrer ersten gemeinsamen Sitzung zusammen. Symbolträchtig nahm hieran auch der einstige Kronprinz teil, wobei er eine Totenkopf-Pelzmütze seines ehemaligen Regiments trug. Das menschenverachtende Symbol war bereits zu diesem Zeitpunkt (bis auf seine Größe) nahezu unverändert von der "SS", dem verbrecherischen "Orden unter dem Totenkopf", übernommen worden.  


Das von einem Drachen gezierte Banner erinnert an Tsingtau (heute: Qingdao) , die Hauptstadt des deutschen Schutzgebietes Kiautschou (Foto links). Nachdem man über die berühmte Wendeltreppe, die 1964 nach dem Vorbild der neugotischen Treppe von 1843 rekonstruiert wurde, über 145 Stufen die Plattform des 30 meter hohen Juliusturms erklommen hat, bietet sich ein Rundblick über Spandau und Umgebung, der bei schönem Wetter bis nach Tegel, zur Berliner Innenstadt und bis zum Grunewald reicht.   Die Bastion "Kronprinz" (Foto rechts).


Blick auf die Bastion Königin (Foto links). Das einstige Kasernengebäude aus dem 19. Jahrhundert (Foto rechts).
Fazit: Meine 8. Reise nach Berlin wird sicherlich nicht die letzte gewesens ein, da es dort noch vieles zu sehen gibt.