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Nach
einem Besuch
der Mega-Ausstellung "Die Welt der Kelten", die vom 15. September 2012
bis zum 17. Februar 2013 in Stuttgart stattfindet (siehe am Ende der
Seite), machte timediver® am 22.09.2012 auf dem Rückweg einen
kleinen
Abstecher nach Eberdingen zum Keltenmuseum
Hochdorf/Enz
. Anders als bei der großen
Landesausstellung ist hier das Fotografieren erlaubt. Die Kommentare zu
den Bildern wurden auf der Grundlage der enstprechenden Begleittexte
des Museums verfasst. |
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Zum Lesen des
Textes (Foto links) bitte rechte Maustaste drücken und im
Kontextmenü "Grafik anzeigen" anklicken. Die aus grobem Ton
geformten Webgewichte sorgten für die Straffung der
Kettfäden am Gewichtswebstuhl (Foto rechts).
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Bei der Fertigung
der Klinefigur
(Kline: altgriechisch = Ruheliege mit aufgebogenem Kopfende) wurden
zunächst die Guss- und Luftkanäle, die sich mit Bronze
gefüllt hatten, entfernt. Die Bruchstellen wurden gefeilt und
geglättet. Nun konnten die Bohrungen und Applikationen angebracht
werden. Entsprechend der Mode wurden Löcher gebohrt, die man mit
kleinen Korallen füllte. Die kleinen Brüste in
Form von Kugeln steckte man mit Nieten auf, bevor man die separat
gegossenen Räder anmontierte.
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Das linke
Foto zeigt von oben nach unten Schlangen-, Pauken-, Fusszier-
Tierfibeln aus Hallstatt D 1 - D3 und Frühlatène A .
Verschiedene Punzarbeiten (Foto Mitte) sowie einen Nagelschneider aus
Eisen, ein Dolch und diverse Bernsteinperlen (Foto rechts).
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Vier
Fertigungsphasen zur Herstellung eines Metallrings (Foto
links). Szene von auf der Situla von
Bologna mit
zwei Musikanten (Foto rechts). |
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Der
Keltenfürst von Hochdorf mit Bogen und Angel sowie seinen Herrschaftsattributen
Birkenrindenhut, Prunkdolch,
Hals-/Armring und Fibeln aus Gold. Zwei Frauen mit
Trinkhörnern und dem bronzenen, aus Südeuropa stammenden
Löwenkessel aus dem Fürstengrab von Hochdorf. (Foto
rechts).
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Die Pyramide
mit einem Adligen an der Spitze entspricht wohl der keltischen
Gesellschaftsstruktur im 6. Jahrhundert vor Christus, die sich auch in
den Bestattungsriten
offenbarte. So stehen den mit einem beträchtlichen Aufwand
errichteten
Grabanlagen, in denen die Verstorbenen mit reichen Beigaben ruhen,
weitaus
schlichter ausgestattete Körpergräber gegenüber. Andere
Tote wurden verbrannt und ohne Beigaben beigesetzt. Die offensichtlich
unterschiedlichen
Bevölkerungsgruppierungen lassen sich nur grob nach dem
materiellen
Reichtum der Gräber einteilen und darin eine soziale Abstufen
vermuten.
Mangels fehlender Schriftlichkeit fehlt jedoch jedwede tiefere
Einsicht
in die Zusammenhänge der Bestattungsriten. In welcher Form sich
hierbei
Ansehen, bestimmte Fertigkeiten, unterschiedliche Jenseitsvorstellungen
oder gar kultische Kräfte des Einzelnen in der Sepulkralkultur
wiederspiegeln,
ist bisher verborgen geblieben. Die Kopie der Steinstele von
Ditzingen-Hirschlanden
zeigt die Statussymbole eines Keltenfürsten (Foto rechts), wie sie
in dieser Kombination von konischem Hut, Halsring und Dolch auch
im Grab von Hochdorf gefunden wurden.
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Beispiel einer
keltischen Punzarbeit (Foto links). Ein Poster des bronzenen
Sitzmöbels aus dem Fürstengrab von Hochdorf (Foto
rechts). Das Original ist ist im Besitz des Landesmuseum Stuttgart und
momentan in der dortigen Sonderausstellung zu sehen.
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Auf der Rückenlehne
des bronzenen Sitzmöbels ist die Fahrt in einem
vierräderigen Wagen dargestellt, wobei der Wagenlenker die beiden
mit einem Joch miteinander verbundenen Hengste mit einem
Treibstachel dirigiert (Foto links). Eine weitere Abbildung zeigt
den Kampf zweier Schwertkämpfer, von
denen der rechte ein Linkshänder ist (Foto rechts).
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Der Bildzyklus
zeigt das Anlegen...
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...und die
Ausstattung des Fürstengrabes...
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...die Beisetzung
des Fürsten...
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....und das
anschließende Aufschütten des Grabhügels.
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Nur mit
Weidenkörben und Spathölzern gestaltete sich die
Aufschüttung des Grabhügels (7000 Kubikmeter Erde) recht
aufwendig und arbeitsintensiv, so dass sicherlich die gesamte
Siedlungsgemein- schaft mit Hand anlegen musste. Als Symbol für
das Keltenmuseum Hochdorf/Enz weist die Silhouette
der Klinenfigur auch den Weg
zum rekonstruierten Fürstengrab
im Untergeschoss. (Foto rechts).
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Die mit den selben
Punzmustern versehenen Artefakte stammen aus der selben Werkstatt. Bei
der Rekonstruktion des Grabhügels (Foto rechts) konnten moderne
Maschinen eingesetzt werden .
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Der fertige
Grabhügel zeigte auf den ersten Blick die Macht und den Einfluss
des hier bestatteten Toten, zerfiel jedoch danach im Laufe der Zeit.
Fast alle frühkeltischen Grabhügel wurden bereits kurz
nach ihrer Fertigstellung als
Bestättungsplätze weitergenutzt. In dem fast völlig
eingeebneten
Hügel von Hochdorf war jedoch nur noch ein solches Grab erhalten
geblieben.
Als Totenopfer ist eine Mann in einer Steinkammer am Hügelrand
begraben
worden. Ein weiterer Toter wurde während der lange dauernden
Aufschüttung
des Hügels beigesetzt. Die Rekonstruktion einer
Wagenfahrt
des Hochdorfer Fürsten (Foto rechts).
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Die Rekonstruktion
der Grabkammer...
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....mit Kopien der
wertvollen Grabbeigaben.
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Rekonstruktionszeichnung
einer keltischen Siedlung mit fünf separaten Höfen (Foto
links). Unmittelbar neben dem Museum wurde ein keltisches Gehöft
nachgebildet (Foto rechts).
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In der Hochdorfer
Siedlung wurden über 40 Grundrisse von Grubenhäusern
freigelegt, der Nutzfläche zwischen 8 - 38 Quadratmeter
differierte. das am besten erhaltene Grubenhaus
besaß eine Tiefe von einem
Meter. Nach Ausweis der Funde dienten die Grubenhäuser vorwiegend
als Werkstätten für Weberei, Bronzehandwerk oder Schmieden.
Rekonstruiert und nachgebaut wurde ein Grubenhaus mit vier Eckpfosten,
zwei Firstpfosten an den Schmalseiten und einem Mittelpfosten. Die
Pfostenlöcher
sind bis zum 40 Zentimeter tief. Das Haus hat eine Länge von 5,10
Metern, während es 4,15 Meter breit und ca. 4 Meter hoch ist.
Für
den Anbau un die Bohlenständerwände wurden Rundhölzer
verwendet.
Neun Pfosten tragen das Satteldach mit Schindeldeckung. Auf den drei
Firstpfosten
liegt die Firstpfette und auf der Längsseite auf drei Pfosten
die
zwei Fußpfetten. Zwischen den Dachsparren gibt es eine
Querverbindung.
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Der Grundriss auf
dem der Nachbau dieses großen Hauses beruht wurde 1990
freigelegt. Die Erdverfärbungen die von den Hölzern
zurückgeblieben
waren, ließen auf ein Schwellbalkenhaus mit einer
Grundfläche von 10 x 14 Metern schließen. Vom Befund der
Grabung konnte davon
ausgegangen werden, dass die dachtragenden Pfosten mittels
Querhölzern
zu Pfostenpaaren zusammengefasst waren. Auf den Jochen liegen in
Längsrichtung
zwei kräftige Balken, die beiden Seitenpfetten und oben in der
Mittelachse die Firstpfette. Das haus hatte eine
Bohlen-Ständerwand besessen.
Der Fussböden wurde einfach mit gestampftem Lehm rekonstruiert,
ein
Bretterboden wäre jedoch genauso gut vorstellbar. Das dach war in
keltischer
Zeit noch nicht mit Ziegeln, sondern organischem Material gedeckt. Das
könnten Holzschindeln oder Langstroh gewesen sein, wobei ein
Strohdach keinen Kamin benötigt, denn der rauch kann durch die
Halme abziehen. Dabei wird
das Stroh konserviert und bleibt ungezieferfrei. |
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Zu jedem Hof
gehörten mehrere Erdkeller und/oder Silos. Der
obere Teil des Erdkellers ist röhrenförmig als Einstiegsloch
gebaut, der untere erweitert sich zu einer Kammer mit zumeist
ebener Sohle. Solche Keller unterschiedlicher Größe sind
wahllos über die gesamte Siedlungsfläche verteilt. Dieser
ist 1,20 Meter tief und an seiner Sohle 1,85 Meter breit. Die
Keller wurden nicht in den Häusern sondern im Gelände
angelegt.
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In einem
Hochspeicher mit abgehobenen Boden konnte Getreide trocken und
sicher vor Nagern gelagert werden. Der hier rekonstruierte
Hochspreicher
hat eine Grundfläche von 3 x 2,5 Metern. Auch ein ganzer oder
teilweise
angebrachter Lehmverputz des offenen Flechtwerkes wäre denkbar.
Das
Dach des Speichers wurde mit Holzschindeln gedeckt.
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Die nicht im Museum ausgestellte Karte zeigt
Wanderungen, Landnahmen und
Einfluss der Kelten bis ins 1. vorchristliche Jahrhundert. Sowohl auf
der Seite "Keltenjahr 2012" als auch zur
großen
Ausstellung "Die Welt der Kelten" in Stuttgart
lassen sich Flyer downloaden. Hierzu das
entsprechende Logo anklicken.
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