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Aus der Res gestae Saxonicae
des Chronisten Widukind von Corvey geht hervor, dass die Wifilisburg
während des 9. und 10. Jahrhunderts im Kampf gegen die Ungarn genutzt
wurde. Nachdem im Jahre 1123 Friedrich von Arnsberg ein Neubau errichtet hatte,
wurde dieser von den Bewohnern des benachbarten Dorfes, die vom Geschlecht
der Arnsberger wurden, wieder zerstört. Graf Otto I. von Waldeck
verkaufte 1301 die Wewelsburg, die als Erbteil seiner Mutter Mechthild, einer
geborenen von Arnsberg, in seinen Besitz gekommen war, an den Fürstbischof
von Paderborn. Mit Bürensche und Waldeckschem Haus
befanden sich zu dieser zeit zwei befestigte Gebäude auf dem Hügel.
Die Fürstbischöfe vergaben das Anwesen bis 1589 an verschiedene
Lehnsherren.
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Der Paderborner Fürstbischof
Dietrich von Fürstenberg, ließ zwischen 1603 bis
1609 einen Neubau im Stil der Weserrenaissance als château fort
errichten, dessen Form bis heute erhalten geblieben ist. Beim Bau des wehrhaften
Wohn- und Verwaltungsgebäudes, wurde das Mauerwerk seiner beiden Vorgängerbauten
integriert. Die Vorgaben des spitzwinkeligen Geländes prägten
das seltene Erscheinungsbild und den Charakter der mit drei Türmen bewehrten,
zeitweiligen Nebenresidenz der Fürstbischöfe. Nach zweimaliger Zerstörung
durch den schwedischen Feldmarschall Carl Gustav Wrangel im Dreißigjährigen
Krieg (1646) verlor die Wewelsburg nach ihrem 1660 abgeschlossenen Wiederaufbau
ihre Stellung als fürstbischöfliche Nebenresidenz. 1802 ging die
Burg in den Besitz des Staates Preußen über. Nach einem Blitzschlag
brannte der Nordturm am 11. Januar 1815. Seine Außenmauern blieben
jedoch stehen. Im Winter 1932/33 musste der Nordturm mit schweren Eisenringen
verstärkt werden.
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Ab 1934 mietete der „Reichsführer-SS“,
Heinrich Himmler, die Wewelsburg als geplante „Schulungsstätte für
SS-Führer“ an. Nach Kriegsbeginn und insbesondere infolge des Russlandfeldzuges
modifizierte Himmler die ursprüngliche Planung jedoch mehrmals in Richtung
seiner okkulten, abstrusen und nicht zuletzt mörderischer Vorstellungen
eines „Schwarzen Ordens“. Zunächst wurden die Wappen der Gruppenführer
aufgehängt, eine Gruppenführertagung mit Vereidigung durchgeführt
und mit der Aufbewahrung der „Totenkopfringe“ („SS-Ehrenringe“) von verstorbenen
Ringträgern begonnen. Das Aufhängen der Wappen wurde jedoch abgebrochen
und regelmäßige Tagungen der „SS-Gruppenführer“ fanden, mit
Ausnahme einer Zusammenkunft von „SS-Funktionsträgern“ zur Erläuterung
der Ziele des Russlandfeldzuges im Jahre 1941, nicht statt. Unter dem Einfluss
des von Himmler beauftragten Architekten Hermann Bartels nahmen die weiteren
die Baupläne im Jahre 1940 größenwahnsinnige Ausmaße
an. In einem Dreiviertelkreis mit einem Radius von 635 Meter sollte um das
alte Gebäude herum eine neue gewaltige Anlage entstehen, der auch der
Ort Wewelsburg zum Opfer gefallen wäre (Bild rechts). Die Bewohner sollten
umgesiedelt werden. Mit seinem Außendurchmesser von fast 21 Metern sollte
der Nordturm als stärkster der drei Burgtürme, zum Zentrum der
geplanten Anlage werden. Alle geplanten Ring- und Stichstraßen sowie
Gebäude und Ringmauern waren auf ihn ausgerichtet. Nach dem „Endsieg“
sollte die Wewelsburg als „Zentrum der neuen Welt“ und einer „artgemäßen
Religion“ zur zentralen „SS-Kultstätte“ ausgebaut ausgebaut werden. Trotz
zahlreicher Spekulationen haben die überlieferten Dokumente jedoch keinen
okkulten Hintergrund nachgewiesen.
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Zur Verwirklichung der Bauarbeiten zog die SS ab
1939 zunächst ein „Häftlingskommando“ zur Wewelsburg ab, das
dem „Konzentrationslager“ Sachsenhausen unterstellt blieb. 1941 wurde dieses
„KZ-Außenlager“, das sich nunmehr am Ortsrand befand, zu einem „Staatlichen
Hauptlager“ erklärt. Das kleinste „KZ“ des Deutschen Reiches wurde,
um eine Verbindung zur Wewelsburg zu verheimlichen, als „KL Niederhagen“ bezeichnet.
Von den ca. 3900 Häftlingen wurden 1285 namentlich nachweisbare aus
fast allen von der Wehrmacht besetzten Ländern, gemäß der
Anweisung Himmlers „Vernichtung durch Arbeit“, ermordet. Im Burggraben an
der Burgmauer befanden sich Holzschuppen, in denen die ersten Häftlinge
"untergebracht" waren (Bild rechts). |
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Im ehemaligen „SS-Wachgebäude“ am Burgvorplatz
hat die zeitgeschichtliche Abteilung des Kreismuseums für die „Wewelsburg
1933–1945 Erinnerungs- und Gedenkstätte“ die Dauerausstellung „Ausstellung
Ideologie und Terror der SS“ eingerichtet und im April 2010 eröffnet.
In diese weltweit einzige umfassende museale Gesamtdarstellung der Geschichte
der „Schutzstaffel“ wurde die lokale Geschichte der „SS“ in Wewelsburg und
des dortigen Konzentrationslagers integriert. Wie auch das Transparent (Bild
links) und das Veranstaltungsplakat (Bild rechts) zeigen, ist es gelungen,
die Wewelsburg nicht zu einer Kultstätte von Neonazis werden zu lassen,
sondern zu einem Erinnerungsort für ein Nie wieder.
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Bei der Auswahl von Bildern aus „Ausstellung
Ideologie und Terror der SS“ hat timediver® bewusst Abbildungen von
NS-Abzeichen verzichtet. Die ausgewählten Exponate stehen jedoch für
dieselbe infame Ideologie, die sich zugleich menschenverachtender Pseudowissenschaften
(Bild links) bediente und in Oppostion zum Juden- und Christentum einer neuheidnischen
und mörderischen Ersatzreligion huldigte. Dem "nationalsozialistischen"
Rassenwahn fielen sechs Millionen Menschen zum Opfer. Hinzu kommen weitere
Zigmillionen, die der Vernichtungs- und Eroberungskrieg forderten. Der
vielfache Völkermord wurde im industriellen Stile mit deutschem Organisationsgeschick
und deutscher Gründlichkeit (Bild rechts) durchgeführt.
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Pseudowissenschaftliche,
geschichtskliternde Literatur (Bild links) und ein Instrument zur Durchführung
körperliche Messungen.
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Eine im Dienste der "
SS-Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe e. V." stehende
Tibet-Expedition suchte im Himalaya nach
Spuren des "Urariers", Dubiose Literatur über die absurde Theorie der
"Welteislehre" von Hanns Hörbiger und der Begründung
eines germanischen "Neu-Heidentums".
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Während Strohkronen (Bild
links) zum Fest der "Mittsommernacht" gefertigt wurden, gehen die Julböcke
(Bild rechts) für das germanische Julfest (Weihnachten)
auf den Gott Thor (Donar) zurück, dessen Wagen von zwei Ziegenböcken
gezogen wird.
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Zu jedem Jultisch gehörte
auch ein Jullicht, das in einer Tonform (Bilder links und Mitte) Aufnahme
fand. Der ehemalige Weinkeller im Nordturm.
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Fragwürdige nachempfundene
germanische Tongefäße mit Swastika-Ornamentik.
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Im März 1945 befahl Himmler die Sprengung der
Burganlage und der angrenzenden Verwaltungsgebäude. Gleichwohl danach
alle Gebäude vollständig ausbrannten, sind mit der „Gruft“
(Bild links) und „Obergruppenführersaal“ (Bilder rechts
und unten) zwei „SS-Kulträume“ erhalten geblieben....
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....die sich beide untereinander
im Nordturm befinden. Im „Obergruppenführersaal“ sind, dem Grundriss
des Turmraumes entsprechend, zwölf Säulen kreisförmig
angeordnet. Vor Einführung des Dienstgrades „Oberstgruppenführer“
war der „Obergruppenführer“ der höchste Generalsrang der „SS“
Das Zentrum des hellgrauen Marmorbodens markiert ein dunkelgrünes Ornament
in Gestalt eines zwölfspeichigen Sonnenrades. Ob, bzw. welche ursprüngliche
Benennung oder Bedeutung, die heute als Ersatzsymbol in rechtsextremen
Kreisen und „Kraftzeichen“ brauner Esoteriker populär gewordene „Schwarze
Sonne“ damals hatte, ist nicht bekannt. Möglicherweise wurde das
Sonnenrad als Symbol der „germanischen Licht- und Sonnenmystik“ betrachtet,
wie sie von der „neuheidnischen SS“ propagiert wurde. Die unterhalb des Obergruppenführersaales
liegende „Gruft“ ist in ihrer Gestalt einem mykenischen Kuppelgrab
nachempfunden. In der Mitte des Raumes sind die Vorbereitungen zur Einrichtung
einer eine „Ewigen Flamme“ noch erkennbar; in der Mitte des darüber
liegenden Kuppel befindet sich eine Swastika. Obgleich auch der Zweck der
Gruft nicht überliefert ist, wird darüber spekuliert, dass von
hier aus der Geist der verstorbenen „SS-Führer“ über die Schlitze
in der Kuppel "direkt nach Walhalla" gelangen sollte.
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Das Steingewölb
e im "Obergruppenführersaal" (bild links) und der Innenhof der Wewelsburg
mit Nordturm (Bild rechts).
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Das Eingangstor zur Burg
(Bild links). Der Nordturm und der Eingang zum Nordturm (Bild Mitte und rechts).
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Während der Gebäudeflügel
zwischen den beiden kleinen Türmen (Bild links und rechts) das Historische
Museum des Hochstifts Paderborn beherbergt befindet sich heute im westlichen
Gebäudetrakt erneut eine Jugendherberge.
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