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  • Letzte Aktualisierung: 14.06.2008

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Thomaschristen und Thomasevangelium

 

Wohl von keinem der zwölf Apostel geht eine solche Faszination aus, wie von Judas, genannt Thomas (aramäisch: teoma = Zwilling oder griechisch Didymus), da wir uns als Zweifler, die nur glauben was wir auch sehen, in ihm wiedererkennen können. Zum sprichwörtlichen "ungläubigen Thomas" wurde er durch Johannes 20, 24-29 gemacht:

Thomas, genannt Didymus (Zwilling) einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten zu ihm: "Wir haben den Herrn gesehen". Er entgegnete ihnen: "Wenn ich nicht die Male an seinen Händen sehe und wenn ich meine Finger nicht in die Male der Nägel und die Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht." Acht Tage darauf waren die Jünger wieder versammelt und Thomas war dabei. Die Türen waren verschlossen. Da kam Jesus trat in ihre Mitte und sagte: "Friede sei mit Euch!". Dann sagte er zu Thomas: "Streck Deine Hand aus und leg sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!. Thomas antwortete ihm: "Mein Herr und mein Gott!" Jesus sagte zu ihm, weil Du mich gesehen hast, glaubst Du. Selig sind die nicht sehen und doch glauben.

Die renommierte Religionsprofessorin Elaine Pagels kommt in ihrem Buch Beyond Belief: The Secret Gospel of Thomas (Deutsche Ausgabe: Das Geheimnis des fünften Evangeliums) zu dem Ergebnis, dass das Johannesevangelium eigens dazu geschrieben wurde, den Apostel Thomas als ungläubig zu diskreditieren und das nach ihm benannte Evangelium zu desavouieren, stehen sich doch mit den Evangelien des Johannes und des Thomas auch Glaube und Erkenntnis gegenüber. Die orthodoxe, katholische (allumfassende) Kirche liess sich nicht auf Logion 70 des ThomasEv aufbauen, sondern hierzu war Johannes 20, 24-29 erforderlich. Die Einnahme des geläuterten, vormals ungläubigen Thomas durch die Orthodoxie ist gleichzeitig auch deren Sieg gegen die Gnosis, die ihren Machtinteressen zuwider läuft und nur deshalb häretisch ist.

 

 

Der Überlieferung zur Folge soll Thomas, die Jesu Gesichtszüge gehabt haben. Er gilt als Missionar des Nahen Ostens, von Syrien über Iran, Irak, Afghanistan und Belutschistan bis hin nach Indien. Seine Stätte in Edessa war zuvor ein Heiligtum des mesopotamischen Tammuz. Daher wird der "Unglaube” des Thomas auch aus der Rivalität der alten Auferstehungsgottheit mit dem neuen Glauben an den Erlöser Jesus interpretiert. Durch eine als "Abgarsage" bekannt gewordenen Propagandalüge, mit der Eusebius um das Jahr 325 seine Kirchengeschichte fälschte, wurde in Edessa/Syrien, die gnostische, für synkretistisches Gedankengut offene Lehre des Apostel Thomas verdrängt. An ihre Stelle sollte mit Thaddäus eine andere apostolische Tradition treten, während posthum Thomas von der Orthodoxie vereinnahmt, und das nach ihm benannte Evangelium als häretisch von der Bildfläche verschwinden sollte.

Einer apokryphen Quelle zufolge nahm Thomas den Gürtel Marias an sich, den sie bei ihrer Himmelfahrt hinabfallen gelassen haben soll. Das Stück wird als Reliquie im Kloster Vatopedi in der Mönchsrepublik Athos verwahrt.

Der Apostel Thomas wird dargestellt mit den Werkzeugen seines Martyriums (Schwert, Lanze oder Steinen) sowie mit Winkelmaß (zum Nachprüfen!), Herz und Kelch und in der Szene, in der er als "ungläubiger Thomas” die Auferstehung Jesu bezweifelt. Er ist Patron von Ostindien, Goa, Portugal und dem Kirchenstaat, der Städte Parma, Riga und Urbino, etlicher Bauwerke und der Theologen. Er hilft bei schmerzendem Rücken und man bittet ihn um eine gute Heirat. Sein Tag ist der 3. Juli, den Tag der Überführung seiner Gebeine nach Edessa / heute Antakya in der Türkei. Bis 1969 war sein Tag der 21. Dezember (mit der längsten Nacht), weil auch er am längsten von allen Aposteln in der "Dunkelheit des Unglaubens" gewesen sei. Sein Tag wurde jedoch verlegt, weil er zu nahe am Weihnachtsfest liegt.

Das Evangelium des Johannes war zwar genauso wenig der Namensgeber für die Johanneschristen (Sabäer) und den Johanniterorden (das war Johannes der Täufer), wie das Thomasevangelium für die Thomaschristen (das war der Apostel selbst) und den Thomasorden (das war Thomas Becket); bemerkenswert ist jedoch die Tatsache, dass neben dem Namen Thomas ausgerechnet nur der des mit ihm rivalisierenden Johannes zum Namensgeber für eine religiösen Strömung, ein Evangelium, und einen Ritterorden werden sollte.





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