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Königreich Arborèa
Sardinien
(um 900 - 1409)
Bei meinen Urlaubsvorbereitungen bin ich auf diese Karte mit dem "Königreich Arborèa" gestossen, die mich zu Recherchen zur mittelalterlichen Geschichte Sardiniens veranlassen sollte, deren Ergebnis nun in Form der folgenden Chronologie vorliegt.
533

Mit dem Sieg Kaiser Justinians in der Schlacht von Tricamari bricht die Vandalenherrschaft zusammen.
534
Sardinien wird zusammen mit Korsika und den Balearen eine der sechs afrikanischen Provinzen des Byzantinischen Reiches. Die Insel wird in vier "merèie" (Bezirke) eingeteilt, die von einem in Caralis (Cagliari) sitzenden "Judex Provinciae" (Provinzrichter) verwaltet werden.
ab 703
Arabische Piraten verwüsten bei Überfällen Siedlungen und Agrarland, vor allem im Südwesten. Die Bevölkerung verlässt die Küstenstädte und flieht ins Landesinnere.
Der byzantinische "Judex Provinciae" überträgt die politische und militärische Macht auf seine vier Statthalter in Tharros, Civita Olbia, Turris (Porto Torres) und Cagliari.
711
Mit der Eroberung der Iberischen Halbinsel häufen sich auch die arabischen Streifzüge nach Sardinien. Musah ibn Nusayr plündert Cagliari und besetzt für kurze Zeit einen Küstenabschnitt.
732
Karl Martell besiegt die Araber bei Tours und Potiers. Abd ibn Zyad und nach ihm Ubay el Allah fallen in Sardinien ein. Sardaniyah ist wiederholt das Angriffsziel von Nordafrika (u. a. dem heutigen Algerien) aus operierender sarazenischer Kommandos, die auf der Insel Stützpunkte (z. B. "Alghero") einrichten.
815
Sardische Abgesandte bitten Kaiser Ludwig den Frommen vergeblich um Hilfe gegen die arabischen Übergriffe. Mit dem sukzessiven Rückzug der Byzantiner können die Sarden nun keinerlei Hilfe mehr erwarten, so dass sich in den ersten Jahrzehnten des 9. Jahrhunderts die "Judikate" (Giudcati) Arborèa, Gallura, Torres und Cagliari herausbilden.
An der Spitze dieser Kleinkönigreiche stand ein lokaler Fürst, der als "Richter" (Giudice) bezeichnet wurde. Anfangs werden die Richter von Großgrundbesitzern, freien Bauern und dem Klerus gewählt, später wird das Amt erblich. Die Judikate, deren Bevölkerungsmehrheit Landsklaven bilden, treiben regen Handel mit den italienischen Stadtrepubliken.
816
Nach einer Plünderung Cagliaris, erleiden den Beteiligten Schiffbruch, folgen zwei Jahrzehnte unzähliger arabischer Razzien.
827

Die Sarazenen entreißen Sizilien den Byzantinern. Die Balearen werden von islamischen Streitkräften, Korsika von den Langobarden besetzt.
847 / 867
Die Päpste Leo IV. Und Nikolaus I. verurteilen wiederholt den in den Judikaten geübten Brauch von Eheschließungen zwischen Blutsverwandte.
1015
Mughabid (Museto) gelingt es mit seinen 120 Schiffen einen Küstenstreifen bei Porto Torres zu erobern.
1016
Dem Richter Molotto gelingt die Vertreibung (Mogehids) Musetos mit Hilfe Pisas und Genuas, deren Truppen auf Ersuchen Papst Benediikts VIII. herbeigeeilt sind. Die Seerepubliken teilen sich dafür die Insel in zwei Interessensphären (Pisa-Süden, Genua-Norden). Für Sardinien endet eine über 300-jährige Epoche mit der "Rückkehr nach Italien".
1063
Auf Bitte des Abtes von Monte Cassino lädt der Richter von Torres, Barisone, 12 Benediktiner in sein Judikat ein.
1070

Der Richter Onroccus verlegt die Hauptstadt des Judikats (Giudicato) Arborèa von Tharros in das neugegründete Aristanis (Oristano).
(Abb.: Wappen von Arborèa)
1070

(Abb.:Die vier mittelalterlichen Judikate (Giudicati) Sardiniens.)
1087
Guglielmo di Massa wird erster nicht-sardischer Herrscher des Judikats Cagliari.
1102
Nachdem die genuesische Adelsfamilie Doria den Piratenstützpunkt Alghero erobert hat, baut sie diesen mit starken Befestigungen für den Kampf gegen die Pisaner zur Festung aus. Zur Sicherung der Meeresenge von Bonifacio lassen die Doria das Castell Genovese (Castel Sardo) errichten.
1103
Weitere Gewährung zahlreicher Privilegien für die Pisaner durch den Richter Torbeno (Cagliari).
1112
In der Nähe des einstigen römischen Lagers Bosa Vetus, auf einem strategisch ideal gelegenen Hügel, lässt die Genueser Familie Malaspina das mächtige Castello Serravalle errichten.
1115
Der Giudice Torbeno , (Cagliari) sein Sohn Saltaro und der Erzbischof von Cagliari beteiligen sich an einem Feldzug der Pisaner gegen die Sarazenen auf den Balearen.
1131
Den Genuesen werden von Richter Comita (Arborèa) Privilegien gewährt.
Tathari (Sassari) wird urkundlich erstmalig urkundlich erwähnt.
1146
Der Richter von Arborèa lädt seine drei Amtskollegen zur Konferenz von Bonarcado ein, um gemeinsam eine, das Judikat Gallura betreffende, Kontroverse beizulegen.
1164
Barisone von Arborèa zahlt 4000 Goldmark, die er als Darlehen von den Genuesen erhalten hat, an Kaiser Friedrich I. (Barbarossa), der ihn darauf zum König von Sardinien ernennt. Als Sicherheit muss Barisone Geiseln an die Genuesen, die nun versuchen die gesamte Insel unter ihre Kontrolle zu bringen, ausliefern.
1184
Der Pisaner Oberto di Massa wird Richter in Cagliari. - Tod des Königs Barisone I..
1187
Guglielmo von Torres, der seinem Vater auf den Thron von Cagliari gefolgt ist fällt in Torres und Arborèa ein. Er nimmt die Ehefrau des Richters von Torres gefangen und lässt sie nach Cagliari bringen.
1216
Der Pisaner Lamberto Visconti, der die Erbin des Judikates Gallura geheiratet hat, greift Arborèa an. In Cagliari erlaubt die Richterin Benedetta di Massa den Pisanern die Errichtung einer Festung.
1236
Dem ermordeten Barisone III. folgt seine Schwester Adelasia auf den Thron von Torres. Sie ist mit dem Richter von Gallura, Lamberto Visconti, verheiratet. Sassari wird eine eigene Gemeinde unter Pisaner Oberherrschaft.
1238
Tod Lamberto Viscontis von Gallura. Seine Witwe, Adelasia von Torres heiratet Enzo von Schwaben, den Sohn Kaiser Friedrichs II..
1243
Friedrich II. macht Enzo zum König von Sardinien. Dieser wird die Insel jedoch nicht regieren, da er seinem Vater Hilfe beim Kampf gegen die italienischen Städte leistet.
1256

Adelasia überlässt die Herrschaft über Torres den Vikaren Enzos und zieht sich in das entlegene Kastell Burgos di Goceano zurück. Giovanni Visconti (Gallura) beteiligt sich an der Aufteilung des Judikats Cagliari, von dem er vier Bezirke besetzt.
Die Pisaner Guglielmo de Capraia nimmt als Richter Arborèas 3 weitere Bezirke Cagliaris in Besitz.

1258
Nach der Schlacht von Sancta Igia wird das besiegte Judikat Cagliari unter sein Siegern Givanni Visconti (Gallura), Guglielmo di Capraia (Arborèa), Pisa und den Grafen Ugolino und Gherardo della Gherardesca aufgeteilt.
1259
Nach dem Tod Adelasias wird das Judikat Torres zwischen den Genueser Familien Doria, Spinola und Malaspina aufgeteilt. Arborèa und Pisa erhalten die Kontrolle über die Gemeinde Sassari. Guglielmo di Capraia (Arborèa) okkupiert drei Bezirke des aufgelösten Judikats von Torres.
1272
König Enzo verstirbt in Gefangenschaft der Bologneser.
1284
In der Schlacht von Meforia werden die Pisaner von den Genuesen besiegt. Dadurch kann sich Genua die Herrschaft über das gesamte ehemalige Judikat Torres sichern.
Nach der Flucht des Grafen Ugolino Visconti und seines Bruders Nino, dem Richter von Gallura, werden deren Besitztümer auf Sardinien von Pisa beschlagnahmt.
1294
Die Einwohner Sassaris erklären ihre Unabhängigkeit vom Juikat Torres und lassen dessen Richter ermorden. Mit den "Statui Sassaresi" geben sie sich eine eigene Verfassung, die bis 1771 in Kraft bleiben wird.
1296
Da Nino Visconti bei seinem Tod eine Tochter als Erbin hinterlässt, erobert Pisa das Judikat Gallura.
1297
Da Nino Visconti bei seinem Tod eine Tochter als Erbin hinterlässt, erobert Pisa das Judikat Gallura.
Um die andauernden Machtkämpfe zwischen Pisanern und Genuesen zu beenden überträgt Papst Bonifatius VIII dem König von Aragón Jakob dem Gerechten (Jaime) die Lehnsherrschaft über das neue "Königreich Sardinien & Korsika". In Bezug auf Korsika soll dieses Königreich jedoch fiktiv bleiben, da ihm diese Insel niemals zugehörig sein wird.
1305 / 1307


Im Dienste der Pisaner lässt der Baumeister Capula die Stadt Cagliari mit einem Mauerring befestigen, zu dem neben dem Torre di San Pancrazio (Bild links) auch der 35 m hohe Torre dell´Elefante (Bild rechts) gehören.
1323
Ugone II. (Arborèa) ersucht Aragón um Hilfe gegen Pisa, das nach zweieinhalbjähriger Belagerung die Stadt Cagliaris aufgibt. Unter einem eingesetzten Vizekönig schlagen die Aragonesen wiederholte Aufstände nieder.
1384
Mit der Hilfe Genuas revoltiert die Familie Doria, doch die genuesische Flotte wird bei Porto Conte (Alghero) geschlagen.
1353
Alghero kapituliert als letzte Stadt vor den Aragonesen, die im Jahr darauf alle Stadtbewohner vertreiben und eigene Landleute ansiedeln. Sarden dürfen sich nur noch tagsüber zur Arbeit in der Stadt aufhalte. Denjenigen, der dort nachts angetroffen wird erwartet der Tod. (Diese drastischen Massnahmen sollten sich bis heute auswirken, denn in Alghero wird noch immer (auch) katalanisch gesprochen und es gibt dort zweisprachige Straßenschilder.) Alleine Arborèa setzt den Kampf für die Unabhängigkeit fort.

1364
Der gegen die Katalanen erzürnte Papst Urban V. droht damit, Aragón Sardinien als Lehen zu entziehen und dem Richter Mariano IV. von Arborèa zu verleihen.
1374
Mariano IV. von Arborèa gelingt es mit Ausnahme Cagliaris und Algheros ganz Sardinien von den Aragonesen zurückzuerobern.
1376

(Abb.: Noch heute weht am Convento Santa Anna in Cagliari die katalanische Flagge!)
1383
Nach der Ermordung des Richters Ugones III. folgt ihm seine Schwester Eleonora, zunächst als vormundschaftliche Regentin für ihren minderjährigen Sohn, auf den Thron.
1388
Friedenschluss zwischen Eleonore und Aragon.
1395

Eleonora, die aus politischen Gründen mit dem Genuesen Brancaleone Doria verheiratet ist, erlässt das bereits von ihrem Vater Mariano IV. verfasste Gesetzeswerk "Carta de Logu", ein in sardischer Sprache verfasstes Straf- und Zivilgesetzbuch. Das Gesetz verbietet die Folter, als Mittel zur Wahrheitsfindung, schreibt ein einklagbares Zivilrecht fest und räumt den Frauen auch offiziell Rechte innerhalb der Ehe ein.
Als Eleonaras Vermächtnis wird es bis 1827 in Kraft bleiben! Eleonra nimmt auch dem Kampf gegen Aragon wieder auf .
1404
Eleonora stirbt ebenfalls an der Pest: Als sardische Nationalheldin soll sie jedoch bis heute verehrt werden.
1407
Nach dem Tod von Eleonores Sohn tritt der Enkel von Eleonoras Schwester Beatrice und deren Ehemann Amerigo IX (Vizegraf von Narbonne), Guglielmo IV.die Nachfolge an.
1409
Arborèas (und damit auch Sardiniens) letzter Richter, Guglielmo IV., wird von den Aragonesen in der Schlacht bei Sanluri besiegt.
1410
Nach dem Frieden von San Martino wird das Judikat von Arborèa unter aragonesischer Vorherrschaft in eine Markgrafschaft umgewandelt. Cubello d´ Arborèa wird als Marquese di Oristano eingesetzt.
1421
Alfons V. von Aragon beruft das Zweite Sardische Parlament ein, den jedoch kein Sarde angehört.
1470
Cubellos Enkel und Nachfolger als vierter und letzter Marquese von Oristano Leonardo kann die Aragonesen bei Uras schlagen.
1470
Während Leonardo mit seinem letzten sardischen Aufgebot bei Macomer geschlagen wird und in Gefangenschaft gerät, bricht seine Markgrafschaft Oristano zusammen und ganz Sardinien gerät unter unmittelbare katalanische Herrschaft.