• Letzte Aktualisierung: 23.03.2014

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Simferopol /Симферополь / Aqmescit 

Bach čysaraj / Бахчисарай / Bağçasaray 

Çufut Qale / Чуфут-Кале / Къале / קלעה 

Uspenskij- Höhlenkloster 


        

Eine aktuelle Ergänzung befindet sich auf der Krim-Indexseite

Auf dem Gebiet des heutigen Simferopol stand die im 2. Jahrhundert v. Chr. von König Skiluros gegründete skythische Hauptstadt, die von den Griechen als Neapolis Skythika genannt und um  370 Jahrhunderts n. Chr. von den Hunnen zerstört wurde. Die zu Beginn des 16. Jahrhunderts erbaute Tataren-Siedlung Aqmescit , diente später als zeitweiliger Sitz des Statthalters des vom Osmanischen Reich abhängigen Krim-Khanats. Nach der russischen Eroberung der Krim wurde die heutige Stadt Simferopol 1784 durch Katharina die Große gegründet. Im Dezember 1941 war die Stadt Schauplatz des berüchtigten Simferopol-Massakers, bei dem innerhalb weniger Tage annähernd 14.000 jüdische Bürger von der SS und Angehörigen der F Kriegsgefangene das Kriegsgefangenenlager 299 eingerichtet. Seit dem 25. September 1992 ist Simferopol/Сімферополь/Симферополь die Hauptstadt der Autonomen Republik Krim.
 

Das Parlamentsgebäude der Autonomen Republik Krim (Foto links). Ein T-34 erinnert an die deutsche Besatzungszeit (September 1941 - Mai 1944).


Die St. Alexander Newsky Kirche (Foto links) wurde 1829 als erstes Monumentalbauwerk auf der Krim fertiggestellt. Nachdem sie über 100 Jahre die Hauptkirche Simferopols gewesen war, wurde sie 1930 im Zuge der Atheismuskampagne gesprengt. Ihr Wiederaufbau dauert noch an. Der Obelisk erinnert an eines der vielen  kriegerischen und verlustreichen Ereignisse.
 

Die selte ne Statue eines entspannten sitzenden Lenin, wird  als Ленин на отдыхе (Lenin im Urlaub) bezeichnet. Am Hauptbahnhof (Foto rechts) von Simferopol beginnt die längste Obus-Linie der Welt mit einer Gesamtlänge von 86 Kilometern, welche bis nach Jalta an die Schwarzmeerküste führt. 


Das Uspenskij Himmelfahrt Höhlenkloster/Успе́нский пеще́рный монасты́рь wurde von byzantinischen Mönchen spätestens im 8. Jahrhundert gegründet.


Mit Hilfe der Moskauer Großfürsten und Zaren konnte sich das Uspenski Kloster bis zum 18. Jahrhundert zu einer Hochburg des religiösen Lebens der orthodoxen Bevölkerung der Krim entwickeln. Ab 1781 wurde nur noch die Pfarrkirche betrieben und im Jahr 1850 die klösterliche Gemeinschaft wieder aufgenommen.




1921 wurde das Kloster von den sowjetischen Behörden geschlossen, das Eigentum geplündert und die Mönche erschossen. Im Zweiten Weltkrieg dienten die Gebäude als Lazarett und danach über Jahrzehnte als Nervenheilanstalt. Nach der Rückgabe an Ukrainische Orthodoxe Kirche (1993) wurden drei der fünf Klosterkirchen, Dekanat, Glockenturm, der Platz um die Quelle und die Treppen restauriert, bzw. wiederhergestellt.  


Ein Fresco des Höhlenklosters zeigt wie die Sünder vom Feuer aus dem Schlund des Höllendrachens vertilgt werden (Foto links). Çufut Qale/ Чуфут-Кале/Çufut Qale/Къале entstand  im 5. oder 6. Jahrhundert als befestigte Siedlung und ist vermutlich mit dem byzantinischen Phoullai (Φουλλαι) identisch. Unter der Herrschaft der Kyptschaken wurde der Ort als Kyrk-Er bezeichnet.


Nachdem Kyrk-Er 1299 durch die Mongolen der Goldenen Horde erstürmt und geplündert worden war, siedelten sich dort ab dem 14. Jahrhundert siedelte sich mit den Karäern (Karaiten, Karaim) , eine alttestamentarische Glaubensgemeinschaft an. Im 15. Jahrhundert wurde Çufut Qale (krimtatarisch = Judenfestung) zur Residenz des ersten Khans der Krimtataren, Haci I.


Unter seinem sechsten Sohn,  Meñli I. Giray (1445 – 1515) wurde die Hauptstadt des Khanats nach in das nahe gelegene, neu gegründete Bachtschyssaraj verlegt. Die alte Festung wurde fortan als Gefängnis für hochgestellte Kriegsgefangene und eine Münzerei genutzt. Von den Karäer selbst wurde der Dschuft Kale (Doppelfestung) oder schlicht Kale (Festung) genannt.


Ein Teil der Karäer folgte der Einladung des litauischen Großfürsten Vytautas dem Großen (1350- 1430), sich als seine Leibgarde in Trakai niederzulassen.


Die letzten Karäer mussten die Höhlenstadt nach der russischen Eroberung der Krim verlassen und wurden umgesiedelt.


Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war Tschufut-Kale schließlich gänzlich entvölkert. Die Ruinen des Mausoleums, welches 1437 für die Tochter des  Khans Toktamisch, Dschanyke-Chanym, wurde (Foto rechts). Im Lageplan trägt das Mausoleum die Nummer 1. 


Nach dem aramäischen Wort für Versammlung, hebräisch beit knesset wird die Synagoge der Karäer als Kenesa bezeichnet. Beide unmittelbar nebeneinander erbaute Kenesalar (Nr. 3) sind noch in einem gut erhaltenen Zustand. Ein Blick in den Innenraum der linken Kenesa.  


Die Karäer waren Nachkommen der turksprachigen Khasaren, deren Khan Bulan um 767 von Issak Sangari in Chersones zum Karäertum bekehrt worden war. Gegenüber den Juden lehnen die Karäer den Talmud ab und berufen sich alleine auf den Pentateuch. Das noch intakte Gebäude (Nr. 19 - Foto rechts und und links) gehören zu ........


...und das haus (Nr. 12 - Foto links) einem Landgut, in dem einst bedeutende Karäer wohnhaft gewesen waren, wie es die dort angebrachten Schilder dem Besucher mitteilen.


Von Çufut Qale bietet sich ein phantastischer Ausblick auf eine verkarstete Landschaft.


An der höchsten Stelle der Festungsstadt befindet sich die......


...... die einstige innere Festung (Nr. 13), die dem Ort die karäische Bezeichn ung Dschuft Kale (Doppelfestung) verliehen hat.   Man erreicht sie noch heute durch das Tor (Nr. 11). Videoclip: Panoramablick Cufut Kale


Im Jahre 1346 ließ der Mongolen-Khan der Goldenen Horde , Canibek, eine Moschee erbauen, die der erste Khan der Krimtataren, Hacı I. Giray , im darauf folgenden Jahrhundert wieder Instand setzen ließ .....


...ein Hinweisschild  und der Mihrāb (Gebetsnische) mit der Qibla (Gebetsrichtung) nach Mekka (Foto rechts) erinnern daran .


Das im 13. Jahrhundert aus dem byzantinischen Thema ta Klimata hervorgegangene Fürstentum Theodoro (Gelb) war nach der osmanischen Eroberung Konstantinopels (1453) und des Despotats Morea (1460) bis zum Jahr 1475 das letzte verbliebene Territorium des einstigen byzantinischen Reiches
Um 1441 gründeten die Krimtataren unter der Führung des Adelsgeschlechts der Giray ein eigenes Khanat (blau). Mit der Anerkennung der osmanischen Suzeränität unter Beibehaltung hoher Autonomie konnte sich das Khanat der Krim mit der Rückendeckung durch die „Hohe Pforte“ zu einem stabiler Staat entwickeln, der sich im Kampf gegen seinen Nachbarn lange behaupten konnte. Im Gegensatz zu anderen osmanischen Vasallenstaaten, konnte es sogar eine teilweise autarke Außenpolitik betrieben. Im 16. Jahrhundert stieg das Khanat zur regionalen Großmacht auf, dem polnisch-litauische und russische Herrscher Tributzahlungen leisten mussten. 1571 drangen die Krimtataren bis nach Moskau vor und setzten es in Brand, wurden aber im folgenden Jahr in der Schlacht von Molodi vernichtend geschlagen. Nachdem die die Krimtataren 1648 zunächst den Saporoger Kosaken bei der Loslösung ihres Hetmanats von Polen-Litauen geholfen hatten, verbündeten sie sich  während des Zweiten Nordischen Krieges mit Polen und retteten den bisherigen Feind vor der Aufteilung zwischen Russen, Schweden, Österreicher und Preußen. Nach dem Frieden von Küçük Kaynarca im Jahre 1774 sank das Krimkhanat auf die Höhe eines russischen Protektorats herab und wurde schließlich 1783 vom Zarenreich annektiert. Während viele Krimtataren in das Osmanische Reich flohen, ließen die Russen das Khanat bis 1790 als Titularreich fortbestehen.
Der Khanspalast von Bačisaraj ist vor allem durch den aus einem einzigen Mauerblock gemeißelten Tränenbrunnen (Foto rechts) bekannt. Er ursprünglich dem Andenken des Khans Qirim Giray an seine verstorbene Frau Diliara Bikech. Seit 1764 fallen die Wassertropfen rhythmisch auf zwei auf einem Vorsprung liegende Rosen. Etliche Dichter und Maler haben sich davon inspirieren lassen, wie Alexander Puschkin oder Adam Mickiewicz. Bevor der Palast 1917 in ein staatliches Museum umgewandelt wurde befand er sich im Privatbesitz der Zarenfamilie. Nach der Deportation der Krimtataren im Jahre 1944 entging der Palast entgegen ihren anderen Kulturdenkmälern glücklicherweise einer Zerstörung. 


Der Bau des Palastes wurde unter Khan Sahib I. Giray begonnen, der bis zu seinem Tod 1551 einen weitaus größeren Gebäudekomplex errichten ließ, als sein heute noch erhaltenen Teil. Nach einem Brand im Jahr 1736, bei dem viel von der ursprünglichen Bausubstanz zerstört worden war, begann unter Khan Selamet II. Giray (1737-1743) der Wiederaufbau. Khan Qirim Giray (1758-1769) ließ danach weitere wesentliche Bauelemente hinzufügen. Da sich die Bauzeit über 2000 Jahre erstreckte und die Baumeister unter anderem aus dem Osmanischen Reich und Italien kamen, wurde der Palast zu einer Mischung verschiedener Baustile. Der älteste Bauteil ist das 1503 errichte Portal des italienischen Architekten Alevis Nuovo (Nr. 1), nachdem es auch benannt wurde.  


Die Große Khan Moschee (Büyük Han Cami) wurde im Jahre 1532 unter Sahib I Giray erbaut und trug bis ins 17. Jahrhundert seinen Namen. Als eine der größten Moscheen auf der Krim besteht aus einer dreischiffigen Gebetshalle, einer Vorhalle und wird an ihrer Ost- und Westseite von Arkaden flankiert. Zwei symmetrische achteckige Minarette erheben sich durch den Bogengänge in eine Höhe von 28 Metern. Über eine Treppe gelangt man in die höher gelegene einstige Loge des Khans, von der man einen Blick auf den gegenüberliegenden Balkon und den Gebetsraum hat.

Mit Harem (arabisch: haram = verboten, unverletzlich, tabu, heilig) wird der abgeschlossene und bewachte Wohnbereich eines Palastes bezeichnet, in dem die Frauen, die weiblichen Angehörigen und die unmündigen Kinder des muslimischen herrschers leben. (Nr. 10 im Plan)


Der einstige Wohnbereich des (Foto links Nr. 6) und der Friedhof mit den Gräbern Würdenträgern, von denen einige aufgrund des Turbans auf dem Grabstein als Haci, d. h. Mekkapilger ausgewiesen sind. (Fotos rechts oben und links unten).


Zum Friedhof gehören auch zwei Mausoleen in denen sich jeweils 14 , bzw. 11 Gräber der Khane und ihrer Familienmitglieder aus zweiJahrhunderten befinden. Das älteste Grab stammt von Muchammed Girei (1523), das jüngste von Krim-Girei (1769).


Links neben diesem Pavillon gibt es einen Eingang zu einem sowjetischen Soldatenfriedhof (Foto rechts).


Vom einstigen Falkenturm (Foto links) hat meine eine Aussicht auf den Palast und die bizarren Gesteinsformationen, welche die Landschaft zu bieten hat.


Für die Mitglieder der Khan-Familie wurde im Hauptgebäude (Nr. 8) die Kleine Khan-Moschee (Kücük Han Cami)  eingerichtet. Bemerkenswert ist das Glasfenster über dem Mihrab welches ein Hexagramm (Siegel des Salomos oder Davidstern) zeigt. Das Innere des Sommer-Pavillons (Foto rechts).


Im Ergeschoss des Turmes gibt es ein kleines Museum, in dem krimtatarische Rüstungen und Waffen ausgestellt werden.








Die Flaggen, beginnend oben links im Uhrzeigersinn: Religiöse Flagge der Krimtataren (1917-1918), Flagge der Volksrepublik Krim, heutige Flagge der Krimtataren und die Flagge der Autonomen Sozialistische Sowjetrepublik Krim innerhalb der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (1921 – 1936).

Bevor der Palast 1917 in ein staatliches Museum umgewandelt wurde befand er sich im Privatbesitz der Zarenfamilie. Im Dezember 1917 wurde mit der Gründung der Volksrepublik Krim (Qırım Halq Cumhuriyeti) der erste erfolgreiche, jedoch kurzlebige Versuch in der islamischen Welt unternommen, einen souveränen, sowohl säkularen als auch demokratischen Staat zu gründen. Die Qurultay der Krimtataren beschloss ein Krimtatarisches Grundgesetz, nach dem eine verfassunggebende Versammlung einberufen und ein Gremium als provisorische Regierung sowie ein Rat der nationalen Vertreter als provisorisches Parlament. eingerichtet wurden. Diesen Bestrebungen zur Demokratisierung und zur Konsolidierung des Staates setzten die Bolschewiki am 23. Februar 1918 jedoch ein Ende. 
Den 15000 bis 20000 von der Wehrmacht eingesetzten Krimtataren stehen ungefähr 65000 Krimtataren auf Seiten der Sowjetunion gegenüber. Dennoch ließ Stalin alle Krimtataren im J ahre 1944 nach Usbekistan deportieren. Entgegen den anderen Kulturdenkmälern der Krimtataren entging der Khanspalast glücklicherweise einer Zerstörung. Anders als bei den Tschetschenen oder Inguschen erlaubte die sowjetische Führung in den 1970er und 80er Jahren den Krimtataren nicht die Rückkehr in ihre Heimat, „Vatan“,  obwohl ihre Deportation als gesetzwidrig anerkannt wurde. Seit 1967 standen die Proteste der Krimtataren  in enger Beziehung zu den anderen Dissidenten des Sowjetregimes. Viele Rückkehrer begannen ihr Leben auf der Krim in der Illegalität und besetzten Land ohne eine offizielle Erlaubnis. Gleichzeitig entwickelten sich  in Reichweite und dennoch isoliert von der übrigen Gesellschaft der Krim parallele krimtatarische Gesellschaftsstrukturen. In den 1990er Jahren wurde den Krimtataren dann teilweise Land zugeteilt, allerdings in viel zu geringem Maße. In dieser Zeit wurde auch eine regierende Versammlung der Krimtataren, der "medschlis", als Organ der Selbstverwaltung gebildet. Aufgrund einer Quotenreglung werden den Krimtataren seit 1994 vierzehn Sitze im Parlament der Autonomen Republik Krim zugesichert.  Auch nach der großzügigen ukrainischen Staatsbürgerschaftsregelung, die 1991 allen Einwohnern automatisch die ukrainische Staatsbürgerschaft, unabhängig von Nationalität und Sprache zugestand, wurde diese einer großen Zahl der späteren Heimkehrer zunächst verweigert. Sie mussten nachweisen, dass sie ihre vorherige Staatsbürgerschaft, zumeist die usbekische aufgegeben hatten. Auf heute noch verkörpern die Krimtataren das wichtigste ethnische Konfliktpotential auf der Halbinsel. Während dort heute wieder rund eine Viertelmillion Krimtataren wieder  heimisch geworden ist, leben noch bis zu 300.000 in der Diaspora, vornehmlich der Türkei.

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