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Als letzten Staat auf seiner
ZentralasienReise besuchte timediver® im Juni 2013 Kasachstan. Es ist
der neuntgrößte Flächenstaat und das größte Binnenland
der Welt. Die Einreise, bereits in Deutschland ein Visum beantragt
werden musste, erfolgte nicht über den Grenzübergang bei Korday,
sondern etwas 20 Kilometer östlich davon über einen
kleineren Grenzübergang bei Chernaya Rechka. Hierbei wurde
der Grenzfluss Tschüi (Chūy) überquert.
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Auf der etwa 230 Kilometer
langen Strecke von der kirgisischen Grenze bis nach Almaty durch eine zunächst
hügelige, dann flachere Steppe....
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....lohnt sich ein ein Umweg
von etwa 120 Kilometern nach Tamgaly im Kreis Zhambyl. Im Tal des Flüsschens
Ile wurden dort offiziell erst 1957 etwa 5000 Petroglyphen entdeckt, die
in insgesamt 48 Gruppen aus einem Zeitraum von der Mittel- und Spätbronzezeit
über die früheren Nomadenepochen und die türkische Periode
bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts stammen. Daneben gibt es auch noch
eine große Anzahl antiker Gräber, Kultplätze und wahrscheinlicher
Altare. Der Gesamtkomplex mit 900 ha wurde im Jahre 2004 in die Liste des
UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. 2900 weitere ha dienen als
Pufferzone.
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Wie alle anderen der mehr
als 1500 bekannten Fundstätten von Felszeichnungen in Kasachstan befindet
sich auch Tamgaly an einer Stelle, welche den nomadisierenden Stämmen
als guter Lagerplatz diente. Viele petroglyphen stellen stellen Szenen aus
dem Nomadenleben dar, wie die Jagd auf wilde Tiere oder das Hüten
von Herdentieren.
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Tamgaly (Tas) oder Tanbaly
bedeutet "mit den Zeichen einer Sippe bebilderter Felsen". Neben
Darstellungen von Menschen, dazu auch von "Sonnenmenschen", Die Abbildungen
zeigen jedoch nicht nur reale Tierzeichnungen, wie Pferde, Kamele, Wölfe,
Rehe, Steinböcke und Stiere, sondern auch schamanistische Totemtiere
, die häufig im Zusammenhang mit einem Sonnenkult stehen.
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So verkörpern die überdimensionierten
Hörner (Foto rechts) nichts anderes als die Sonnenscheibe.
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Neben Tanzenden, Gebärenden
usw. ist auch eine Vielzahl magischer Koppulationsszenen zu sehen.
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Besondere Popularität
erlangten jedoch die Abbildungen der "Sonnenköpfigen", nach denen der
Ort von den Einheimischen auch als "Sonnentempel" bezeichnet wird. Die
runden Strahlenköpfe sind zudem besonders für die Anhänger
der "Prä-Astronautik" wie Erich von Däniken ein Willkommenes Fressen;
"Beweise" dafür, dass die Erde in grauer Vorzeit von Außerirdischen
(Göttern) besucht wurde.
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Almaty (kasachisch: Vater
des Apfels hieß von 1867 bis 1921 Верный (Werny = Treues Fort) und
von 1921 bis 1993 Alma-Ata. Bis 1997 war sie Hauptstadt der Republik Kasachstan
und davor die Hauptstadt der Kasachischen SSR. Almaty: Neben der 1200 Kilometer
entfernten neuen Hauptstadt Astana ist Almaty auch heute noch das kulturelle,
wissenschaftliche und wirtschaftliche Zentrum des Landes mit Universitäten
und zahlreichen Sakralbauten, Museen und Theatern, geblieben.
Die 1993 begonnene und im Juli 1999 fertiggestellte Zentralmoschee bietet
Platz für 7.000 Gläubige. Ihr blaue Kuppel hat einen Durchmesser
von 20 Metern und eine Höhe von 36 Metern. Das höchste der fünf
Minarette ist 47 Meter hoch. Kasachstan ist ein säkularer Staat, in
dem alle Religionen gleichberechtigt sind. Bei der Landesflagge hat man,
wie im Nachbarland Kirgistan auf den islamischen Halbmond mit Sternen, zugunsten
nationale Symbole (kasachisches Webmuster, Goldene Sonne mit 32 Strahlen
und Steppenadler) verzichtet.
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Die russisch-orthodoxe Christi-Himmelfahrt-Kathedrale
in der Mitte des Parks der 28 Panfilowzy wurde zwischen 1904 und 1907 aus
Hol erbaut. Mit einer Höhe von 56 Metern ist sie das zweitgrößte
hölzerne Bauwerk der Welt und eine der wenigen vollständig erhaltenen
hölzernen Sakralbauten der Welt. 1911 wurde die Kathedrale von einem
Erdbeben erschüttert, erlitt aber Dank der Holzbauweise nur minimalen
Schaden. Nach der Russischen Revolution wurde sie als Landesmuseum der Kasachischen
Sozialistischen Sowjetrepublik, in den 1930er Jahren von verschiedenen öffentlichen
Organisationen benutzt. Im Kirchturm wurde der erste Funksender in Almaty
aufgestellt. Das Verwaltungsgebäude der Kathedrale (Foto
rechts).
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Die Restauration der
Kathedrale wurde 1973 begonnen und 1976 abgeschlossen. Im Mai 1995 konnte
die Kathedrale wieder der Russisch-Orthodoxen Kirche übergeben und zwei
Jahre später wieder für Gottesdienste geöffnet werden.
Die Ikonostase (Foto links) Das Denkmal für den sowjetisch-kasachsichen
Oberst und Autor Baurzhan Momyshuly (1910 – 1982), dem aufgrund seiner Verdienste
im Zweiten Weltkrieg posthum der Titel "Held der Sowjetunion" und "Held Volkspartei
Kasachstans" verliehen wurde (Foto rechts).
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An der Stelle des heutigen
Parks der 28 Panfilowzy befand sich ursprünglich ein Friedhof, der in
den 1870er Jahren in einen Park umgewandelt wurde. 1899, anlässlich
des 100. Geburtstages des russischen Nationaldichters Alexander Sergejewitsch
Puschkin wurde der Park in Puschkin-Park umbenannt. Bis 1942 wurde der Name
des Parks weitere zweimal geändert, bevor er seinen heutigen Namen erhielt.
Die bisher letzte Umbenennung erfolgte zu Ehren von Iwan Wassiljewitsch Panfilow
und seiner 28 Garde-Infanteristen (Panfilowzy), die im November 1941 vor
Moskau einem Angriff von ungefähr doppelt so vielen deutschen Panzern
standhielten. 1975 wurde der Park umgebaut und bekam eine mit einer Ewigen
Flamme eine Gedenkstätte für die im Zweiten Weltkrieg gefallenen
sowjetischen Soldaten. Darüber hinaus erinnern...
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...Monumentale Skulpturen
an die die bolschewistischen Kämpfer der Revolution (links) und des
von Stalin proklamierten Großen Vaterländischen Krieges
(Foto rechts).
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Ein wahres Kleinod ist das
1980 eröffnete Museum für Volksmusikinstrumente am östlichen
Ende des Parks der 28 Panfilowzy. In dem bereits 1908 erbauten Holzgebäude
sind als eintausend Exponate und mehr als 60 verschiedene kasachische Volksmusikinstrumente
zu besichtigen. Zusätzlich laufen Filme und einige Instrumente, wie
die Kobyz werden vorgeführt. Mit der zweisaitigen „kasachischen Violine“
lassen sich nicht nur das Heulen des Windes und des Wolfes erzeugen, sie
kann auch in Symphonieorchestern eingesetzt werden. Leider ist das Fotografieren
im Museum verboten, was auch konsequent überwacht wird.
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Die Kasachen werden bis
heute in drei Jüz (Horden) aufgeteilt: Kleine Horde (Kişi Jüz),
Mittlere Horde (Orta Jüz) und Große Horde (Ulı Jüz). Während
Almaty auf dem Gebiet der Großen Horde liegt, befindet sich die neue
Landeshauptstadt Astana im bereich der Mittleren Horde. Die Gravuren in der
Steinplatte zeigen die Embleme der drei kasachsichen Horden (Foto rechts).
Als mystischer Stammvater der kasachischen Nation
gilt Alasch Khan. Ursprünglich gehörten die heutigen Kasachen zu
den Herrschaftsgebieten der beiden Dschingis Khan Enkel Ordas und Shibans
und trugen den Namen Alasch. Nachdem die mongolische Oberschicht begonnen
hatte, in der turkstämmigen Bevölkerung aufzugehen, entstand zwischen
dem 13. und 15. Jahrhundert die eigenständige Ethnie der Kasachen. Eine
Qazaq Orda (Kasachische Horde) wird erstmals um 1400 als Teil einer Stammesföderation
erwähnt, die sich später als usbekisch bezeichnen sollte. Die Fürsten
Janibek und Kerei, Söhne Boraq Khans lösten sich jedoch um 1456
von Abu'I-Chairs Usbekenreich ab, da sie als Steppennomaden weiterhin ungebunden
bleiben wollten und gründeten ein eigenes Khanat. Ab dem 16. Jahrhundert
wurden die zentralasiatischen Steppennomaden als Kirgisen bezeichnet, nachdem
sie zuvor generell den Tataren zugeordnet worden waren. Die Wahl des Oberbegriffes
Kirgisen wurde damals von den Russen bewusst gewählt, da die Kasachen
viele Gemeinsamkeiten mit den Kirgisen aufwiesen. Die eigentlichen Kirgisen
galten als Bergbewohner und wurden Kara-Kirgisen (Schwarze Kirgisen)
genannt. Die Eigenzeichnung Kasachen wurde im Zarenreich jedoch vermieden,
um eine Verwechslung mit den Kosaken zu vermeiden. Tatsächlich sind
die Begriffe Kasachen (= freie Reiter) und Kosaken (= freie Krieger)
auf dies selbe etymologische, turksprachige Wurzel zurückzuführen.
Auch sind die heutigen Kasachstaner, wie auch die Kosaken ein Schmelztiegel
unterschiedlicher Nationen. Nach dem Zusammenbruch des Zarenreiches waren
die Kasachen mit den ihnen sprachlich und ethnisch nahestehenden Kirgisen
und Karakalpakistaner (im heutigen Usbekistan) in der Alasch Orda vereinigt
gehörten nach dessen Zerschlagung der Turkestanischen SSR an. Dort waren
sie im „Kasak-Kirgisischen Autonomen Gebiet“ zusammengefasst, bevor nach
weiteren Um- und Ausgliederung 1936 schließlich die Kasachische Sozialistische
Sowjetrepublik entstand.
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Das Alte Regierungsgebäude
und das beeindruckende Panorama zwischen den schwer überwindlichen Bergketten
des zum Tian-Schan gehörenden Transili-Alatau und dem Fernsehturm.
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Der auf dem Berg Kök-Töbe
(grüner Hügel) zwischen 1975 und 1983 errichtete, 371,5 Meter hohe
Fernsehturm wurde mit einer Stahlrohrkonstruktion errichtet, welche Erdstöße
bis zur Stärke 10 auf der Richterskala aushalten soll. Auf
dem Platz der Republik wurde dem bei Jeik gefundenen "Altyn Adam" (Goldenen
Mann) ein Denkmal gesetzt. Der Name rührt von einer mit 3000 goldenen
Pailletten besetzten Paraderüstung eines sakischen Kriegers aus dem
vierten Jahrhundert vor Christus, die heute im Zentralen Staatlichen Museum
der Republik Kasachstan zu sehen ist. Die Saken, in Indien Shaka genannt,
waren ein iranischsprachiges Nomadenvolk in Zentralasien.
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Zusammen mit einem geflügelten
Schneeleoparden gehört der Goldene Mann zu den Nationalsymbolen Kasachtans.
Am Fuße der Stele bietet sich dem Betrachter neben dem Abdruck der
Präsidentenhand eine Serie von Reliefs, welche die Geschichte Kasachstans
von den Saken bis zum Dezemberaufstand 1986 zu Gegenstand haben. Der
Aufstand fand damals auf diesem Platz seinen tragischen Höhepunkt.
Als junge Leute auf einer Kundgebung gegen die Willkür des Zentralkomitee
demonstrierten, reagierte die kommunistische Regierung mit der militärischen
Aktion „Metel’ 86“ (Schneesturm 86), bei der Hunderte von Menschen verhaftet
und zwei Jugendliche später als Anstifter erschossen wurden.
Eine mehrspurige Straße führt aus Almaty heraus....
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...zum Medeu-Eisstadion,
in dem auf einer Höhe von 1700 Metern mehr als 120 Weltrekorde im Eisschnelllauf
aufgestellt wurden. Vier Kilometer oberhalb vom Stadion wurde in den letzten
Jahren das bereits bestehende größte Skigebiet Kasachtans für
die Asien-Winterspiele 2011 ausgebaut. In 15 Minuten kann man die in einer
Höhe zwischen 2260 und 3620 Metern gelegenen Skihänge mit einer
kilometerlangen Seilbahn erreichen.
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