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Die Kirgisische
Republik (Kirgisistan, Kirgistan, Kirgisiesen) war das zweite Land,
welches timediver® auf seiner Zentralasien-Reise besuchte. Nach einem
70minütigen Flug mit der Uzbekistan Airways von Taschkent nach Bischkek,
gestaltete sich die Einreise am Flughafen Manas gegenüber allen anderen
Grenzübertritten in der Region am einfachsten. EU-Angehörige
und Schweizer benötigen kein Visum für die Einreise nach Kirgistan,
die bei einer Vielzahl von geöffneten Kontrollschaltern geradezu rasend
schnell vonstatten ging. Nach all den Moscheen, Minaretten, Medresen und
Karawansereien Usbekistans war ein Besuch des 30 Kilometer südlich
von der kirgischen Hauptstadt gelegenen Ala-Arča-
Naturparks eine willkommene Abwechslung.
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Zur Bewahrung des
Ala-Arča-Naturparks
der in einer Höhe von 1600 beginnt und damit zu den höchstgelegenen
der Welt gehört, hat sich auch der Naturschutzbund Deutschland e.
v. engagiert. Der Name des Naturparks rührt von dem hier wachsenden
Wacholderbaum, der bis zu 600 Jahre alt werden kann.
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Auf dem Gebiet des Parks
befindet sich der Pik Semënov-Tienšanskij, der mit seinen 4895
Metern höchste Gipfel des Kirgischen Ala-Too. Auf dem hochgelegenen
Gletscher kann man sogar im Sommer Ski laufen. Das Parlamentsgebäude
in Bischkek (Foto rechts). Gegenüber den anderen, aus der Sowjetunion
hervorgegangenen zentralasiatischen Staaten hat Kirgistan als einziger den
Wandel von einer autokratischen Herrschaft in eine Parlamentarische Demokratie
vollzogen. Gleichwohl ist es das einzige zentralasistische
Land, in welchem noch us-amerikanische Truppen stationiert sind,
denn der junge Staat ist auf die dafür gezahlten Dollars
angeweisen. Der usbekische Khan von Kokand ließ
1825 am Stadort einer bereits vorhandenen Karawanserei eine Lehmfestung erbauen,
die 1862 im Zuge der russischen Eroberung Zentralasiens eingenommen
und zerstört wurde. Die an gleicher Stelle gegründete russische
Garnison wuchs durch den Zuzug russischer Bauern, denen hier fruchtbarer
Schwarzerdeboden zur Verfügung gestellt wurde, derart an, dass 1878
die Stadt Pischpek gegründet wurde. Nach dem in Bischkek geborenen General
Michail Wassiljewitsch Frunse, einem engen Weggefährten Lenins, wurde
die Stadt 1926 in Frunse umbenannt,
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....zur Hauptstadt der
neu gegründeten ASSR Kirgisien. Mit der Gründung der Kirgisischen
Republik erhielt die Stadt wieder ihren kirgisischen Namen in der Form
Bischkek (Gefäß zur Herstellung von Kumys). Zentraler Punkt
der Stadt ist der Ala-Too-Platz mit einem
Reiterstandbild des mythischen kirgisischen Volkshelden Manas , der mit
seinen Gefährten und Nachkommen im 9. Jahrhundert gegen die Uiguren
kämpfte. Als wichtigstes Werk der klassischen kirgisischen Literatur
umfasst das Manas-Epos beinahe
500.000 Verse und ist damit zwanzig Mal so lang wie Homers Odyssee und
Ilias zusammen. Nachdem es über viele Volkssängern in teilweise
tagelangen, melodischem Redegesang über Generationennur mündlich
von Manaschis, hoch angesehenen überliefert worden war, wurde das
Epos erst 1885 schriftlich niedergelegt. Über seien Ursprünge
gibt es verschiedene Ansichten: Manche Literaturforscher gehen vom 6. bis
10. Jahrhundert aus, andere vom 11. und 12., und wieder andere erst vom
15. bis 18. Jahrhundert. Noch aus sowjetischer Zeit stammt das
Museum für Nationalgeschichte (Foto rechts).
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Alle Texte im Museum
sind in kirgischer oder russischer Sprache verfasst. Der Stammbaum der
kirgisischen Stämme (кыргыз) wurde in kyrillischer Schrift ausgeführt
(Foto links). Die kommunistische Aufbruchsstimmung Lenins in Richtung
einer blühenden Zukunft für alle Völker der Sowjetunion ist
heute in lebensgroßen Bronzesklupturen nur noch im Museum anzutreffen
(Foto rechts).
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Unmittelbar gegenüber
dem Eingang zum Ŏs-Basar befindet sich
das Gelände einer Brauerei, in der das wohlschmeckende Пива Арпа
(Bier der Marke Arpa) mit hervorragendem Bergwasser gebraut wird. Mit
11 % Stammwürze und nur 4 % Alkohol ist es ein erfrischender Durstlöscher.
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Auf der Fahrt durch das
Land sieht man an Hügeln oft Bilder und Schriftzüge, die dort aus
dem gezielten Ablegen von Steinen erzeugt wurden. Eines dieser wiederkehrenden
Motive ist die Flagge Kirgisistans. Auf rotem Hintergrund (rot als eine
der traditionellen mongolischen Farben) zeigt sie eine gelbe Sonne mit 40
Strahlen, welche die gleiche Anzahl der kirgisischen Stämme symbolisieren.
Im Zentrum der Sonne befindet sich ein roter Ring, der zweimal von jeweils
drei Linien durchkreuzt wird, eine stilisierte Darstellung eines Tjundjuk
, dem Dach oder die Krone einer traditionellen kirgisischen Jurte. Anders
als Turkmenistan und Usbekistan bedient sich die am 3. März 1992 angenommene
Flagge Kirgisistans keiner islamischen Symbole (Foto links). Ca. 12 km südwestlich
der Stadt Tokmok befindet sich die Ausgrabungsstätte von Burana mit
den 21,7 Meter hohen Stumpf Minaretts (Foto rechts), welches einst über
40 Meter hoch gewesen war. Der im 10./11 Jahrhundert errichtete Burana-Turm
(türk.: Murana = Minarett) wird der türkischen Herrscherdynastie
der Karakhaniden (Kara Khan = schwarzer Khan) zugeschrieben, welche
um 960 zum Islam konvertierte.
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Das Siebenstromland
(kirgisisch: Dschetisuu), dessen südliche und südöstliche
Randgebiete zu Kirgistan gehören, war seit alters her ein Siedlungsgebiet
und Machtzentrum nördlich des Tian-Shan (Chinesisch:
Himmlische Berge). Das 570 mal 600 Meter große Geviert Burana, war
eine der Hauptstädte der Karakhaniden. Die einstige Umfassungsmauer,
deren Verlauf im Hintergrund der beiden Fotos noch deutlich zu erkennen ist,
war einst 8 bis 10 Meter hoch und an ihrer Basis 7 Meter breit. In Steinwurfweite
voneinander waren Wehrtürme errichtet. In der Mitte des Geländes
liegt ein etwa 10 Meter hoher Hügel, der eine Ausdehnung von 100 x
100 Metern vorweist (Foto links). Gekrönt von einer Palast oder Tempelanlage
existierte er bereits vor der Stadtgründung. Bei den aufgestellten
Steinskulpturen handelt es sich um Balbas .....
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....die aus dem
Čuj-Tal, vom Issyk-Kul und anderen Orten Kirgisistans stammen. Von den überweigend
männlichen Darstellungen, deren Gesichtszüge, Haar- und Barttracht
und Accessoires sorgfältig gestaltet wurden, nimmt man an, dass sie
im Kampf getötete Feinde darstellen.
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Auch als Kurgan-Stelen bezeichnet,
sind die Balbals anthropomorphe Standbilder aus Stein, welche innerhalb
oder um Kurgane (Hügelgräber) herum zum Schutz der Friedhöfe
errichten wurden. Der Begriff Balbal bedeutet in den Turksprachen Vorfahr
oder Großvater.
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Möglicherweise
könnte er auch vom mongolischen Wort barimal (handgemachte Statue) abgeleitet
sein. Balbals sind eindeutig das Produkt aus verschiedenen Kulturen. Sie stammen
u. a. sowohl von den Skythen als auch den Turkvölker und sind zwischen
dem einstigen Ostpreußen bis in die
Mongolei
verbreitet.
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Blick über den zentralen
Hügel der Anlage von Burana auf den Tian Shan mit seinen bis
zu 7439 Meter hohen Gipfeln (Foto links). Die von Bischkek nach Balyktschy
am Issyk Kul verlaufende Eisenbahnlinie (Foto rechts).
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Zwei Kilometer nordöstlich des Städtchens
Čolpon-Ata befindet sich das Issyk Kul
Freilichtmuseum. Zu einigen der Petroglyphen gibt es ein
verrottetes Hinweisschild, auf dem noch ein russischer und englischer Text
erkennbar ist.
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Die ca. 2000 gefundenen
Felszeichnungen stammen aus dem 8. bis 3. Jahrhundert vor Christus und sind
vornehmlich skythischen Ursprungs.
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90 % der Petroglyphen
stellen Tiere wie Steinböcke, Pferde und Kamele dar.
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Bei den übrigen
Darstellungen handelt es sich zumeist um Jagdszenen. Ende des 19. Jahrhunderts
siedelten Russland-Mennoniten von der Wolga und aus dem Schwarzmeergebiet
in das dem Zarenreich angeschlossene Turkestan in Zentralasien, weil dadurch
ihre Söhne vom Wehrdienst befreit wurden. Nachdem den Siedlern im Jahre
1927 erneut Land zur Ansiedlung übertragen worden war, gründeten
diese am Fuße des Tian Shan den Ort namens Bergtal. Das ca. 60 Kilometer
östlich von Bischkek gelegene Dorf wurde 1931 in Rot-Front (Foto rechts)
umbenannt, seine Privatwirtschaft in eine Kolchose verwandelt.
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Infolge des Zusammenbruch
der landwirtschaftlichen Kolchosen nach 1991 verloren viele Bewohner des
Ortes ihren Arbeitsplatz, zudem wurde Kirgisisch als Staatssprache eingeführt.
Nachdem bis 1992 mehr als die Hälfte der ehemals 900 deutschen Bewohner
von Rot-Front nach Deutschland übergesiedelt war, leben nur noch etwa
150 Deutschstämmige im Dorf.
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Als eines der wenigen
Dörfer in Zentralasien, in dem noch eine nennenswerte geschlossene deutsche
Minderheit lebt, wollen sich die Bewohner von Rot-Front ihre Identität
erhalten und keinesfalls assimiliert werden, wie timediver® bei Kaffee
und Kuchen vom Pfarrer auf dem deutschen Friedhof erklärt wurde.
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Fährt man nördlich
des Issyk Kul auf der A363 weiter nach Osten in Richtung der Stadt Karakol
gelangt man zu einem anderen Friedhof....
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...auf dem man bemerkenswerte
Grabbauten finden kann, welche die unterschiedlichsten Weltanschauungen
zum Ausdruck bringen. Neben muslimischen Halbmonden finden sich nebeneinader
auch rote Sterne...
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...und Hirschgeweihe
als kommunistische und schamanistische Symbole. Neben den nach zorastrischer
Tradition errichtenen oberirdischen Grabmählern mit ihren Grabsteinen,
finden sich auch solche, welche die Form von Häusern mit Türmen
oder Jurten aufweisen. "Wer geradeaus fähr, muss betrunken sein", lautet
ein zentralasiatisches Sprichwort im Angesicht des teilweise nicht immer
optimalen Straßenzustandes mit seinen unzähligen Schlaglöchern.
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Am Straßenrand befindet
sich auch eine Kette von Kurganen
(von russisch Курган = Hügel, Hügelgrab),
große, aus Erde und Steinen aufgeschüttete Grabhügel. Die
Anlagen stammen aus dem 1. Jahrtausend v. Chr. und wurden von den indoeuropäischen
Skythen errichtet.
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In der grünen
Landschaft Kirgisiens wächst so manches "Gras". Am Issyk Kul, nahe
der Stadt Karakol befindet sich das Grab des der russische Militärs
und Geographen Nikolai Prschewalski (1839 – 1888), der während der Vorbereitungen
zu einer Forschungsreise nach Tibet in Karakol an Typhus gestorben war.
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Zwischen 1870 bis 1885
hatte er vier Expeditionen unternommen, wobei er auch vergeblich versucht
hatte bis nach Lhasa zu gelangen.
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Seinen Verdiensten ist
ein kleines Museum gewidmet (Foto links). Die Ergebnisse seiner ausgedehnten
Reisen eröffneten eine neue Ära für die Geographie sowie
die Fauna und Flora dieses bis dahin fast unbekannten Gebiets.
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Unter
anderem entdeckte er das Wildkamel
sowie das nach ihm benannte Przewalski-Pferd. Von seinen Kritikern wurden
Prschewalski Arroganz gegenüber den Einheimischen, anmaßendes
Verhalten und gar Rassismus vorgeworfen und einige seiner Misserfolge darauf
zurückgeführt. Sven Hedin besuchte sein Grab im Jahre 1891.
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Ein Blick auf den Issyk
Kul am Tag der Einweihung des Denkmals (Foto links) und im Juni 2013
(Foto rechts).
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Trotz einer Lufttemperatur
von bis zu −20 °C im Winter gefriert der Issyk Kul nie, was vermutlich
daran liegt, dass die rasche Mischung zwischen Oberflächenwasser und
Tiefenwasser (> 4 °C) im Winter eine Auskühlung der Oberfläche
bis zum Gefrierpunkt verhindert. Hinzu kommt ein Salzgehalt von ca. 6 g/kg,
was zusätzlich ein Zufrieren erschwert. Am Seegrund angeführt
werden außerdem warme Quellen vermutet, die ihm seinen Namen „heißer
See“ verliehen. Der See besitzt mehrere Zuflüsse, aber keinen Abfluss.
Mit seiner 688 Meter langen Küste (Sandstrand) war der Issyk Kul zu
Sowjetzeiten nach der Schwarzmeerküste die zweitgrößte Badezone
der UdSSR. Auch heute kommen jährlich noch eine Million Urlauber.
1998 war ein LKW mit hochtoxischen Chemikalien, welche zum Abbau von Gold
erforderlich waren in einen Zufluss des Sees gestürzt. Zur Forderung
der Verstaatlichung wurde das Goldbergwerk Kum-Tor südlich des Issyk
Kul Anfang Juni 2013 bestreikt und die Zufahrtsstraßen gesperrt, so
dass eine Umrundung des Sees nicht möglich war.
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Der Ort Karakol (kirgisisch
Каракол = schwarzer Hand), von 1889-1921 und 1939-1991 Prschewalsk genannt,
liegt mit etwa 68.800 Einwohnern am östlichen Ende Issyk Kul, ca. 150
km von der Grenze zur chinesischen Provinz Xinjiang (Osttukestan) entfernt.
An der Stelle einer 1860 eingerichteten russischen Militärbasis wurde
die Stadt am 1. Juli 1869 gegründet und wuchs nach 1877 schnell durch
den Zuzug von chinesischen Muslimen (Dunganen/
Hui-Chinesen
) die auf ihrer Flucht vor religiöser Verfolgung
in die Stadt kamen. |
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Die hölzerne Moschee
wurde von chinesischen Facharbeitern und ortsansässigen Dunganen zwischen
1907 und 1910 im Stil der Tsin-Dynastie und vollständig ohne metallene
Nägel errichtet.
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Die russisch-orthodoxe
Dreifaltigkeitskirche wurde bereits im Jahre 1895 ebenfalls
ganz aus Holz errichtet....
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....und während
der Sowjetzeit als Klub, Turnhalle und Warenlager zweckentfremdet. Nach umfangreichen
Restaurierungsarbeiten in den 1990er Jahren wurde sie erneut geweiht und steht
seidem den Gläubigen wieder als Gotteshaus zur Verfügung.
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