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  • Letzte Aktualisierung: 03.11.2012

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Sicilia / Siçillja / Sicilèu

Provincia di Trapani /Pruvincia di Tràpani

Selinunt - Egri - Segesta
                    



Selinunt (Σελινοΰς) wurde im 7. Jahrhundert v. Chr. von dorischen Siedlern aus Megara Hyblaea als westlichste griechische Apoikie (Außensiedlung) an der Südküste der Insel. Aufgrund ihrer fruchtbaren Böden, auf denen ein besonders guter Weizen wuchs, erlangte die Stadt bald großen Reichtum, der sich zahlreichen Tempelbauten manifestieren sollte. Zum archäologischen Gelände von Selinunt gehören die Akropolis und ein östlich davon gelegener Hügel auf dem sich das als Tempel E bezeichnete Bauwerk befindet  (Foto rechts).


Tempel E wurde zwischen 470 - 450 v. Chr., kurz nach dem Sieg der Griechen bei Himara erbaut. Mit seinen Stylobatmaßen von 67,80 x 25,30 Metern ist er der zweitgrößte Tempel Selinunts.  Das 1956 wieder aufgebaute Musterbeispiel eines klassischen Tempels hat eine Ringhalle mit 6 x 15 Säulen, die eine Cella mit Opisthodom und Pronaos in antis umschließen. Die Längswände sind auf der Achse der zweiten Säule der Schmalseite präzise eingefluchtet.  Grundrissund Aufriss waren mit den 10,5 Meter hohen Säulen aausgewogen proportioniert. Dem Unionjack, der auf den Hinweistafeln neben den Beschreibungen in englischer Sprache angebracht wurde, fehlt bemerkenswerterweise das rote Saint Patricks-Kreuz (Foto rechts), was die Touristen aus Éire im besonderen erheiterte. Offenbar hegen die freiheitsliebenden Sizilaner als Insulaner gewissen Sympathien für die Iren.


Hauptsächlich zur Erlangung einer Unterstützung gegen das konkurrierende Segesta war Selinunt lange Zeit mit den Karthagern verbündet. Auch 480 v. Chr. war es einzige griechische Stadt, die auf Seiten Karthagos kämpfte. Nachdem das Bündnis mit den Puniern gelöst worden war, eskalierte der Konflikt mit Segesta, was schließlich zum Eingreifen Athens führen sollte. Nach dem Scheitern der athenischen Sizilienexpedition verwüsteten die Selinunter 413 v. Chr. das von Einheimischen bewohnte Segesta. Nach Berichten des Diodorus Siculus sei Selinunt daraufhin im Jahre 409 v. Chr. von Karthago in einem Krieg welcher die Stadt 16.000 Tote und 5000 Gefangene kostete, zerstört worden.


Heute gehen Vulkanologen und Historiker jedoch davon aus, dass Selinunt - ebenso wie andere antike Städte an der sizilianischen Südwestküste - auf Grund eines unterseeischen Bebens in der   Strasse von einer Messina, welches eine gewaltige Flutwelle ausgelöst hatte, zerstört wurde.  Die wieder aufgebaute Stadt geriet im späten 4. Jahrhundert v. Chr. endgültig unter karthagische Kontrolle und wurde fast ausschließlich von Puniern bewohnt, bis sie im Ersten Punischen Krieg 250 v. Chr. geräumt und anschließend endgültig zerstört wurde.


Vom archaischen, um 530 v. Chr. errichteten Tempel  F, dem ältesten Sakralgebäude des Osthügels und seiner eigenwilligen Peripteralkonstruktion mit 6 x 14 Säulen wurden nur einige Säulensegmente wieder aufgerichtet (Foto links). Der einst gewaltige Tempel G, dessen Errichtung sich zwischen 520 - 470 v. Chr. hinzog, mit den Stylobatabmessungen von 50,10 x 110,10 Metern ist nur noch ein Trümmerfeld geblieben (Foto rechts). Die Säulen 8 x 17 Säulen der Ringhalle waren 14,70 Meter hoch und hatten einen Durchmesser von 3,26 Metern!


Einen knappen Kilometer vom Osthügel in westlicher Richtung entfernt erheben sich die Mauern der jüngeren Stadt.  Die älteren Mauern, die einst das gesamte Stadtareal umschlossen, wurden 409 v. Chr. zerstört.


Tempel C wurde von den Selinuntinern an der Stelle eines Megarons als erster großer Ringhallentempel zwischen 570 - 560 v. Chr. auf der Akropolis errichtet. Seine 6 x 17 Säulen, die sich ohne Entasis (Schwellung des Schaftes) kontinuierlich verjüngen, erreichen eine Höhe von 8,65 Metern. Die Ecksäulen sind mit einem Durchmesser von 1,95 Meter gegenüber 1,77 Meter stärker als die anderen.  Videoclip Selinunt Meer & Akropolis


Seine Eck- und fassadensäulen weisen 20 statt den sonst üblichen 16 Kanneluren auf.  Mit 63,70 x 24 im Stylobatist Tempel C der größte auf der Akropolis von Selinunt. Von der ἡ ἀκρόπολις / Akropolis (Hochstadt) bieten sich Ausblicke auf den Osthügel mit Tempel E......


......die einstigen Befestigungsanlagen und das nahe gelegene Meer.



Auf der Akropolis finden sich nur die Trümmer weiterer Tempel die als Tempel D (Foto rechts).....


....und Tempel A (Foto rechts) bezeichnet werden.  Die Zeichnung zeigt den zwischen den Tempeln  A und D  gelegenen Tempel C. Im Vordergrund ist der wesentlich kleinere Tempel B zu erkennen, der als hellenistisches heiligtum mit den Maßen 8,40 x 4,60 Metern spätestens im 3. Jahrhundert v. Chr. errichtet wurde.


Auf dem 751 Meter hohen Monte Erice liegt die gleichnamige Ort, der in der Antike als Eryx zusammen mit mit Segesta und Entella zu den drei größten Städte der Elymer gehörte. Von den Griechen als Elymoi bezeichnet, gehörten sie zusammen mit den Sikelern und Sikanern zu den vorgriechischen Bewohnern Siziliens.  Legenden bringen die Elymer mit dem aus Troja geflohenen Sohn des Anchises und der Göttin Aphrodite, Aeneas, in Zusammenhang. Das die Wurzeln der Elymer in Kleinasien lagen, wurde durch Keramikfunde bestätigt. Sie bedienten sich einer Schrift, die Ähnlichkeiten mit der minoischen Linearschrift B aufweist und bislang noch nicht entziffert werden konnte. Die Elymer aus Eryx hatten enge Beziehungen zu den Phöniziern in Palermo und Motya. Vom 6. bis 3. Jahrhundert v.Chr. war die Stadt eine punischen Zitadelle, die auch Hamilkar Barkas im Ersten Punischen Krieg mehrere Jahre als wichtiger Stützpunkt diente. 241 v. Chr. konnte sie von den Römern erobert werden.  


Erice wurde im Umriss wie ein Dreieck gebaut, was vermutlich auf den Kult der Aphrodite zurückzuführen ist, bei dem das Dreieck ein wichtiges Symbol war. Die Stadtmauer begrenzt auch heute noch die Stadt, deren Einbahnstrassen sehr eng sind.


Eine Seilbahn (linkes Foto), mit der Erice in wenigen Minuten zu erreichen ist, bietet eine gute Alternative zu einer 15 Kilometer langen Serpentinenfahrt mit dem Pkw. Vom Monte Erice bietet sich eine Aussicht auf die Stadt Trapani.  Videoclip Trapani Sonnenuntergang


Das an den Hängen des Monte Barbaro, etwa 305 Meter über dem Meer errichtete Segesta war neben Eryx und Entella, zu denen Sicht- und Signalkontakt bestanden hatte, eines der drei politischen Zentren der Elymer, die sich  schnell an die Lebensweise der ionischen Siedler anpassten. Segesta kontrollierte die Hauptstraßen zwischen der Küste und dem Hinterland und geriet dadurch in einen dauerhaften Konflikt mit dem dorischen Selinunt, welches nach dem Besitz eines Hafens an der Küste des Tyrrhenischen Meeres strebte. Der Konflikt sollte sich auf ganz Sizilien auswirken, da in ihn nacheinander Athen, Karthago, Dionysos I. von Syrakus und auch der legendäre und zweifelhafte Sieger Pyrrhos hineingezogen werden sollten.


Das einstige Taltor der Befestigung Segestas (Foto links) und die Fundamente.....


...verschiedener Bauten der Agora (Fest-, Versammlungs- und Marktplatz) auf der Akropolis.


Auf Veranlassung einiger Bürger aus dem nahegelegenen Calatafimi wurde 1442 eine einschiffige Kirche mit Tonnengewölbe erbaut, von der heute nur noch diese Mauern (Foto links) stehen. Das Theater (Foto rechts) wurde im 3. oder 2. Jahrhundert v. Chr. im griechischen Stil auf der Nordseite des Monte Barbaro errichtet.


Von den Römern wurde es um 100 v. Chr. von den Römern umgebaut und nach oben hin erweitert. Die halbkreisförmige in den Fels gehauene Cavea hat einen Durchmesser von 63 Metern. Zwanzig Sitzreihen wurden durch Treppenaufgänge in sieben Blöcke unterteilt.


Während die Sitzreihen erhalten blieben sind, stehen vom Bühnengebäude nur noch die Grundmauern, die den Blick auf Castellammare del Golfo freigeben.


Im inzwischen restaurierten Theater finden im Sommer Freiluftaufführungen statt. An der höchsten Stelle der einstigen Akropolis  erbauten die christlichen Feudalherren zu Beginn des 13. Jahrhunderts ein Kastell (Foto rechts).


Vom ursprünglichen bis zu 10 Meter hohen Kastell (Modell links) ist lediglich das Untergeschoss erhalten geblieben (Foto rechts).


Vor dem Beginn der Grabungen im Jahre 1989  war das Kastell gänzlich von Erde, Steinen und Vegetation bedeckt. Ein oberhalb der Agora gelegenes Mecellum (Lebensmittelmarkt) wurde durch ein kreisförmiges Gebäude in der Mitte eines Hofes (Tholos) und einem Säulengang charakterisiert.


Vom Tempel aus bietet sich eine Aussicht auf den Wg zur Akropolis (Foto rechts). Der von den Elymern wohl um 430/420 v. Chr. außerhalb der Stadt errichtete, jedoch nicht fertiggestellte Tempel weist einige Besonderheiten auf. So wurde er nicht im Stil der befreundeten Ionier, sondern im dorischen Baustil errichtet. Noch heute wird kolporiert, dass der Tempel von Segesta einem Potemkischen Dorf entsprochen habe, den man als Scheinbau in aller Eile nur zum Beeindrucken einer athenischen Gesandtschaft errichtet und deswegen unvollendet gelassen habe. Argumente hierfür sind das Fehlen einer Cella, dem Allerheiligsten der Griechen, eines Daches und der Kanneluren an den Säulen. Vielmehr sind an den Seitenfronten des Unterbaus noch die Transportzapfen zu sehen. Der Zweck des mit 6 x 14 Säulen auf einer Grundfläche von 21  x 56 Metern errichteten Tempels ist tatsächlich unklar, denn die Elymer brauchten für ihren Kult kein derartiges griechisches Bauwerk.


Es wird vermutet, dass den Bewohnern von Segesta eine Imitation der ihnen überlegenen griechischen Kultur wichtig war und sie auch im Hinblick auf die Tempel des benachbarten Selinunt ihre athenischen Verbündeten um Baumeister gebeten hatten, die einen vergleichbaren Repräsentationsbau errichten sollten. Da der Tempel nicht fertiggestellt worden war, konnte er weder geweiht noch entweiht werden. Auch der Umstand, dass er nie als Steinbruch genutzt wurde, bescherte der Nachwelt schließlich den am besten erhaltenen dorischen Tempel, den schon Goethe auf seiner Italienreise (1786 – 1788) bewundern könnte. 

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