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Selinunt
(Σελινοΰς) wurde im 7. Jahrhundert v. Chr. von dorischen Siedlern
aus Megara Hyblaea als westlichste griechische Apoikie
(Außensiedlung) an der Südküste der Insel. Aufgrund
ihrer fruchtbaren Böden, auf denen ein besonders guter Weizen
wuchs, erlangte die Stadt bald großen Reichtum, der sich
zahlreichen Tempelbauten manifestieren sollte. Zum
archäologischen Gelände von Selinunt gehören die
Akropolis und ein östlich davon gelegener Hügel auf dem sich
das als Tempel E bezeichnete Bauwerk befindet (Foto
rechts).
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Tempel E
wurde zwischen 470 - 450 v. Chr., kurz nach dem Sieg der Griechen bei
Himara erbaut. Mit seinen Stylobatmaßen von 67,80 x 25,30 Metern
ist er der zweitgrößte Tempel Selinunts. Das 1956
wieder aufgebaute Musterbeispiel eines klassischen Tempels hat eine
Ringhalle mit 6 x 15 Säulen, die eine Cella mit Opisthodom und
Pronaos in antis umschließen. Die Längswände sind auf
der Achse der zweiten Säule der Schmalseite präzise
eingefluchtet. Grundrissund Aufriss waren mit den 10,5 Meter
hohen Säulen aausgewogen proportioniert. Dem Unionjack,
der auf den Hinweistafeln neben den Beschreibungen in englischer
Sprache angebracht wurde, fehlt bemerkenswerterweise das rote Saint
Patricks-Kreuz (Foto rechts), was die Touristen aus Éire im
besonderen erheiterte. Offenbar hegen die freiheitsliebenden Sizilaner
als Insulaner gewissen Sympathien für die Iren.
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Hauptsächlich
zur Erlangung einer Unterstützung gegen das konkurrierende Segesta
war Selinunt lange Zeit mit den Karthagern verbündet. Auch 480 v.
Chr.
war es einzige griechische Stadt, die auf Seiten Karthagos
kämpfte.
Nachdem das Bündnis mit den Puniern gelöst worden war,
eskalierte
der Konflikt mit Segesta, was schließlich zum Eingreifen Athens
führen
sollte. Nach dem Scheitern der athenischen Sizilienexpedition
verwüsteten
die Selinunter 413 v. Chr. das von Einheimischen bewohnte Segesta. Nach
Berichten des Diodorus Siculus sei Selinunt daraufhin im Jahre 409 v.
Chr.
von Karthago in einem Krieg welcher die Stadt 16.000 Tote und 5000
Gefangene
kostete, zerstört worden.
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Heute gehen
Vulkanologen und Historiker jedoch davon aus, dass Selinunt - ebenso
wie andere antike Städte an der sizilianischen
Südwestküste - auf Grund eines unterseeischen Bebens in
der Strasse von einer Messina, welches eine gewaltige
Flutwelle ausgelöst hatte, zerstört wurde. Die wieder
aufgebaute Stadt geriet im späten 4. Jahrhundert v. Chr.
endgültig unter karthagische Kontrolle und wurde fast
ausschließlich von Puniern bewohnt, bis sie im Ersten Punischen
Krieg 250 v. Chr. geräumt und anschließend endgültig
zerstört wurde.
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Vom archaischen,
um 530 v. Chr. errichteten Tempel F, dem ältesten
Sakralgebäude des Osthügels und seiner eigenwilligen
Peripteralkonstruktion mit 6 x 14 Säulen wurden nur einige
Säulensegmente wieder aufgerichtet (Foto links). Der einst
gewaltige Tempel G, dessen Errichtung sich zwischen 520 - 470
v. Chr. hinzog, mit den Stylobatabmessungen von 50,10 x
110,10 Metern ist nur noch ein Trümmerfeld geblieben (Foto
rechts). Die
Säulen 8 x 17 Säulen der Ringhalle waren 14,70 Meter hoch und
hatten
einen Durchmesser von 3,26 Metern!
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Einen knappen
Kilometer vom Osthügel in westlicher Richtung entfernt erheben
sich die Mauern der jüngeren Stadt. Die älteren
Mauern, die einst das gesamte Stadtareal umschlossen, wurden 409 v.
Chr. zerstört.
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Tempel C
wurde von den Selinuntinern an der Stelle eines Megarons als erster
großer Ringhallentempel zwischen 570 - 560 v. Chr. auf der
Akropolis errichtet. Seine 6 x 17 Säulen, die sich ohne Entasis
(Schwellung des Schaftes) kontinuierlich verjüngen, erreichen eine
Höhe von 8,65 Metern. Die
Ecksäulen sind mit einem Durchmesser von 1,95 Meter gegenüber
1,77
Meter stärker als die anderen. Videoclip
Selinunt Meer & Akropolis
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Seine Eck- und
fassadensäulen weisen 20 statt den sonst üblichen 16
Kanneluren auf. Mit 63,70 x 24 im Stylobatist Tempel C der
größte auf der Akropolis von
Selinunt. Von der ἡ ἀκρόπολις / Akropolis (Hochstadt) bieten
sich
Ausblicke auf den Osthügel mit Tempel E......
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......die einstigen
Befestigungsanlagen und das nahe gelegene Meer.
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Auf der Akropolis
finden sich nur die Trümmer weiterer Tempel die als Tempel
D (Foto rechts).....
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....und
Tempel A (Foto rechts) bezeichnet werden. Die
Zeichnung zeigt den zwischen den Tempeln A und D gelegenen
Tempel C. Im Vordergrund ist der wesentlich kleinere
Tempel B zu erkennen, der als hellenistisches heiligtum
mit den Maßen 8,40 x 4,60 Metern spätestens im 3.
Jahrhundert v. Chr. errichtet wurde.
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Auf dem 751 Meter
hohen Monte Erice liegt die gleichnamige Ort, der in der Antike
als Eryx zusammen mit mit Segesta und Entella zu den drei
größten Städte der Elymer gehörte. Von den
Griechen als Elymoi bezeichnet, gehörten sie zusammen mit den
Sikelern und Sikanern zu den vorgriechischen Bewohnern Siziliens.
Legenden bringen die Elymer mit dem aus Troja geflohenen Sohn des
Anchises und der Göttin Aphrodite, Aeneas, in Zusammenhang. Das
die Wurzeln der Elymer in Kleinasien lagen,
wurde durch Keramikfunde bestätigt. Sie bedienten sich einer
Schrift,
die Ähnlichkeiten mit der minoischen Linearschrift B
aufweist
und bislang noch nicht entziffert werden konnte. Die Elymer aus Eryx
hatten
enge Beziehungen zu den Phöniziern in Palermo und Motya. Vom 6.
bis
3. Jahrhundert v.Chr. war die Stadt eine punischen Zitadelle, die auch
Hamilkar
Barkas im Ersten Punischen Krieg mehrere Jahre als wichtiger
Stützpunkt
diente. 241 v. Chr. konnte sie von den Römern erobert werden.
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Erice wurde im
Umriss wie ein Dreieck gebaut, was vermutlich auf den Kult der
Aphrodite zurückzuführen ist, bei dem das Dreieck ein
wichtiges Symbol war. Die Stadtmauer begrenzt auch heute noch die
Stadt, deren Einbahnstrassen sehr eng sind.
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Eine Seilbahn
(linkes Foto), mit der Erice in wenigen Minuten zu erreichen ist,
bietet eine gute Alternative zu einer 15 Kilometer langen
Serpentinenfahrt mit
dem Pkw. Vom Monte Erice bietet sich eine Aussicht auf die Stadt Trapani.
Videoclip Trapani Sonnenuntergang
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Das an den
Hängen des Monte Barbaro, etwa 305 Meter über dem Meer
errichtete Segesta
war neben Eryx und Entella, zu denen Sicht- und Signalkontakt bestanden
hatte, eines der drei politischen Zentren der Elymer, die sich
schnell
an die Lebensweise der ionischen Siedler anpassten. Segesta
kontrollierte
die Hauptstraßen zwischen der Küste und dem Hinterland und
geriet
dadurch in einen dauerhaften Konflikt mit dem dorischen Selinunt,
welches
nach dem Besitz eines Hafens an der Küste des Tyrrhenischen Meeres
strebte.
Der Konflikt sollte sich auf ganz Sizilien auswirken, da in ihn
nacheinander
Athen, Karthago, Dionysos I. von Syrakus und auch der legendäre
und
zweifelhafte Sieger Pyrrhos hineingezogen werden sollten.
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Das einstige Taltor
der Befestigung Segestas (Foto links) und die
Fundamente.....
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...verschiedener
Bauten der Agora (Fest-, Versammlungs- und
Marktplatz) auf der Akropolis.
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Auf Veranlassung
einiger Bürger aus dem nahegelegenen Calatafimi wurde 1442 eine
einschiffige Kirche mit Tonnengewölbe erbaut, von der heute
nur
noch diese Mauern (Foto links) stehen. Das Theater
(Foto
rechts) wurde im 3. oder 2. Jahrhundert v. Chr. im griechischen Stil
auf
der Nordseite des Monte Barbaro errichtet.
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Von den Römern
wurde es um 100 v. Chr. von den Römern umgebaut und nach oben hin
erweitert. Die halbkreisförmige in den Fels gehauene Cavea hat
einen Durchmesser von 63 Metern. Zwanzig Sitzreihen wurden durch
Treppenaufgänge in sieben Blöcke unterteilt.
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Während die
Sitzreihen erhalten blieben sind, stehen vom Bühnengebäude
nur
noch die Grundmauern, die den Blick auf Castellammare del Golfo
freigeben.
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Im inzwischen
restaurierten Theater finden im Sommer Freiluftaufführungen statt.
An der höchsten Stelle der einstigen Akropolis erbauten die
christlichen Feudalherren zu Beginn des 13. Jahrhunderts
ein Kastell (Foto rechts).
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Vom
ursprünglichen bis zu 10 Meter hohen Kastell (Modell links) ist
lediglich das Untergeschoss erhalten geblieben (Foto rechts).
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Vor dem Beginn der
Grabungen im Jahre 1989 war das Kastell gänzlich von Erde,
Steinen und Vegetation bedeckt. Ein oberhalb der Agora gelegenes
Mecellum (Lebensmittelmarkt) wurde durch ein kreisförmiges
Gebäude in der Mitte eines Hofes
(Tholos) und einem Säulengang charakterisiert.
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Vom Tempel aus
bietet sich eine Aussicht auf den Wg zur Akropolis (Foto
rechts). Der von den Elymern wohl um 430/420 v. Chr.
außerhalb der Stadt errichtete, jedoch nicht fertiggestellte
Tempel weist einige Besonderheiten auf. So wurde er nicht im Stil der
befreundeten Ionier, sondern im dorischen Baustil errichtet. Noch heute
wird kolporiert, dass der Tempel von Segesta einem Potemkischen Dorf
entsprochen habe, den man als Scheinbau in aller
Eile nur zum Beeindrucken einer athenischen Gesandtschaft errichtet und
deswegen unvollendet gelassen habe. Argumente hierfür sind das
Fehlen einer
Cella, dem Allerheiligsten der Griechen, eines Daches und der
Kanneluren
an den Säulen. Vielmehr sind an den Seitenfronten des Unterbaus
noch
die Transportzapfen zu sehen. Der Zweck des mit 6 x 14 Säulen auf
einer
Grundfläche von 21 x 56 Metern errichteten Tempels ist
tatsächlich
unklar, denn die Elymer brauchten für ihren Kult kein derartiges
griechisches Bauwerk.
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Es wird vermutet,
dass den Bewohnern von Segesta eine Imitation der ihnen
überlegenen griechischen
Kultur wichtig war und sie auch im Hinblick auf die Tempel des
benachbarten
Selinunt ihre athenischen Verbündeten um Baumeister gebeten
hatten,
die einen vergleichbaren Repräsentationsbau errichten sollten. Da
der
Tempel nicht fertiggestellt worden war, konnte er weder geweiht noch
entweiht
werden. Auch der Umstand, dass er nie als Steinbruch genutzt wurde,
bescherte
der Nachwelt schließlich den am besten erhaltenen dorischen
Tempel,
den schon Goethe auf seiner Italienreise (1786 – 1788)
bewundern könnte.
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