• Letzte Aktualisierung: 11.11.2011

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Türkische Republik Nordzypern

 Gazimağusa/Famagusta
     



Das heutige Gazimağusa (die Vorsilbe Gazi ist die Bezeichnung für einen muslimischen Glaubenskämpfer) wurde im 3 Jahrhundert vor Christus vom Ptolemäerkönig Philadelphos aufgrund der günstigen Lage eines Naturhafens gegründet. Ihr späterer Name Ammochostos (im Sand verborgen) lässt auf die Probleme bei ihrer Neugründung schließen. Im Hochmittelalter wurde das wohlhabende Famagusta zur Krönungsstadt der Lusignan-Könige. 70.000 Einwohner, darunter viele Kaufleute und Händler sorgten dafür, dass immer neue Kirchen für katholische, orthodoxe, nestorianische und armenische Christen erbaut wurden. Seit 1372 abwechselnd unter venezianischer und genuesischer Herrschaft, fiel die Stadt 1571 nach elfmonatiger Belagerung an das Osmanische Reich und verlor damit seine Schlüsselstellung im Orienthandel. Die Kirche des Hl .Georg der Griechen/Kirche des Hl. Symeon wurde im Jahre 1360 als Sitz für den orthodoxen Bischof von Famagusta errichtet. Der Monumentalbau vereint byzantinische und gotische Architekturelemente und ist eine grossartige <Komposition sakraler Bauformen östlichen und westlichen Christentums. An das südliche Schiff grenzt die ältere und viel kleiner byzantinische Kapelle, die wahrscheinlich dem Hl. Symeon geweiht war.


Aufgrund ihrer Lage wurde die Kirche des Hl. Georg der Griechen/Kirche des Hl. Symeon während der osmanischen Belagerung von 1570/71 von Kanonen beschossen und schwer beschädigt. Noch heute kann man die Einschusslöcher an der Außenwand sehen (Foto links). Der Maulbeerfeigenbaum (Ficus sycomous) vor der Kathedrale des Hl. Nikolaus/Lala Mustafa Pascha Moschee soll so alt sein, wie das sakrale Gebäude!


Das Gebäude wurde selbstverständlich nicht als Moschee errichtet, sondern als katholische Kathedrale St. Nikolaus. Sie gilt als eines der schönsten und eindrucksvollsten Beispiele fränkischer Baukunst, die im gesamten Orient bis zu heutigen Tage erhalten geblieben ist. Von 1291 bis 1472 fanden hier im Anschluss an die Krönung zum König von Zypern in Nikosia, die Krönung der Lusignan-Könige zum Titularkönig von Jerusalem statt. Hier war es auch, wo sich die letzte Königin Zyperns, Catharina Cornaro, zugunsten Venedigs abdankte. Die Kathedrale wurde im Jahre 1571 in eine Moschee umgewandelt. Trotz Einbauten, wie Gebetspodest (Foto rechts).....



...Mihrab (Gebetsnische im Foto links) und Minbar (Kanzel im Foto rechts), kommt die Architektur des lichten weißen Innenraums mit seinen Kreuzrippengewölbe noch sehr gut zur Geltung (Foto Mitte). 


1571 wurden in der gotischen Moschee sämtliche Fresken, der christliche Skulpturenschmuck und alle farbigen Fenster entfernt, was zu herben kulturellen Verlusten führte.


Der Rundgang durch die Strassen und Gassen Famagustas gleicht dem Besuch einen einzigartigen Freilichtmuseums . Die Ruine des Franziskanerklosters mit seiner Kirche (Foto links) stammt aus dem späten 13.Jahrhundert und stellt damit die Überreste eines der ältesten kirchlichen Bauwerke Famagustas dar. Die Franziskaner zählten zu den ältesten und einflussreichsten religiösen Orden auf Zypern. Mittelalterliche Quellen besagen, dass eine nestorianische Handelsfamilie namens Lachasin Famagusta lebte und außerordentlich reich gewesen ist. Aramäische Inschriften auf den bemalten Wänden der Kirche scheinen dies zu bestätigen, dennoch ist nicht eindeutig belegt, dass es ich bei der Kirche (Foto rechts) tatsächlich um ein nestorianisches Gotteshaus handelt.


Die drei, von vier massiven Granitsäulen aus Salamis flankierten, Torbogen (Foto links) waren ab 1479 der Eingang zum Palast und Sitz des venezianischen Gouverneurs . Über dem mittleren Bogen befindet sich das Wappen von Giovanni Renier, dem Venezianischen Gouverneur von 1552. Der Palast wurde während der osmanischen Belagerung fast vollständig zerstört. Heute dient ein Teil seiner einstigen Fläche als Parkplatz.


Diese auf ungewöhnliche Art unmittelbar nebeneinander errichteten Kirchen werden den beiden militärischen Orden, den Templern und den Johannitern zugeschrieben (Foto links). Diese Zuschreibung beruht auf einem einzigen Wappenschild über südlichen Tor der kleineren Kirche, das dem Wappen des Heiligen Johannes ähnelt. In jüngster Zeit wird diese Deutung in Frage gestellt, denn die beiden kleine Kirchen könnten auch zu einem der zahlreichen Nonnenklöster oder einer genuesischen Familie gehört haben. Rechts im rechten Bild ist ein alter Bedford Bus zu sehen, wie er früher im städtischen Personenverkehr auf zypern zum Einsatz kam.



Die ältesten Teile der Karmeliter Kirche stammen aus der ersten Hälfte des 14. jahrhunderts. Im jahre 14366 wurde hier der Heilige Petrus Thomas, ein Karmelitermönch, päpstlicher Gesandter und Patriarch von Konstantinopel begraben. Teile der noch erhaltenen mittelalterlichen Bemalung weisen mehr lateinische, als orthodoxe Elemente auf.


Unmittelbar neben der Karmeliterkirche  befindet sich die kleinere, jedoch besser erhaltene Armenische Kirche, die um das Jahr 1360 errichtet wurde. Neben Fragmenten der mittelalterlichen Wandbemalung sind armenische Inschriften an den Außenwänden erhalten geblieben.


Die aus dem 15. Jahrhundert stammende Kirche ist heute als "Moschee der Gerber" bekannt (Foto links). Sie liegt in dem ursprünglich von Ostchristen bewohnten Stadtviertel und dürfte daher ursprünglich wohl eine Kirche der Jakobiten oder Melkiten gewesen sein. Die von den Osmanen in eine Moschee umgewandelte Kirche weist eine interessante Mischung aus französischer und zyprischer Gotik auf (Foto links). Die kleine Kirche der Heiligen Anna (Foto rechts) steht ebenfalls im einstigen Viertel der orientalischen Christen und dürfte daher eine maronitische Kirche gewesen sein. Dass sie zu dem für Famagusta belegten benediktinischen Frauenkloster gehört hat, erscheint daher weniger wahrscheinlich.


Einer türkischen Legende nach wird dieser Ort mit dem Heiligen Photou, einem Namen der in seiner Wurzel den Begriff "Licht" trägt, in Verbindung gebracht. Der unterirdische Raum wird daher als Kirche des Hl. Photou bezeichnet.



In der zwischen 1302 - 1307 erbauten Kirche des Heiligen Georg des Lateiner (Foto links) sind die schönsten Steinmetzarbeiten Zyperns zu finden. Ihre hohe Qualität deutet darauf hin, dass die Kirche von Meistersteinmetzen, die in der Kölner Tradition des Kathedralenbaus ausgebildet waren, errichtet wurde. Hinter einer venezianischen Fassade (Foto rechts) befindet sich die mittelalterliche Burg (Zitadelle) Famagustas. Sie wurde unter König Heinrich II. zwischen 1285 - 1324 erbaut......  Videoclip


...und später von den Venezianer  den Erfordernissen der Zeit angepasst. Über dem Eingangstor prangt der Löwe von St. Marco (Foto links).
Die Zitadelle befindet sich an einer strategisch günstigen Position, unmittelbar über dem Hafen. Der südwestliche Teil der Zitadelle erhielt während der britischen Kolonialherrschaft den Namen "Turm des Othello". Der tragische Held Shakespeares ist venezianischer Offizier namens Christofero Moro, der in einer zyprischen Hafenstadt stationiert war.


Ein Blick in den Innenhof der Zitadelle (Foto links), wo timediver® ein interessantes Säulenkapitel (Foto rechts) vorfand.


Das Seetor (Foto links) ist einer der zwei ursprünglichen Eingänge in die stark befestigte Stadt. Obwohl ursprünglich im Mittelater errichtet, ist das im 16. Jahrhundert zusammen mit der Zitadelle erneuerte Seetor venezianische geprägt. Neben dem Tor ist eine Löwenstatue zu sehen. Südlich der alten Stadt ragen die Hotelbauten der Geisterstadt Varosia in den mediterranen Himmel (Foto rechts).


Die heute in einem militärischen Sperrgebiet stehenden, verödeten Hochhäuser sind ein bedrückendes Symbol des Zypernkonfliktes. Mehr als die Hälfte des gesamten zyprischen Fremdenverkehrs strömte vor 1974 in das "Rimini Zyperns", das hierfür 10.000 Hotelbetten bereit hielt.

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