†  28. Januar
  • Letzte Aktualisierung: 11.11.2011

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Türkische Republik Nordzypern

Girne/Kyrenia - Burg St. Hilarion
     



Der Eingang zur Hafenfestung von Kyrenia, die in zwei wichtige Konflikte der zyprischen Geschichte des Mittelalters verwickelt  worden war.  Zwischen 1229 und 1233 kam es auf Zypern zu einem Bürgerkrieg, in dem auch deutsche Soldaten mitkämpften. Der deutsche Kaiser Friedrich II. beanspruchte als Lehnsherr die Vormundschaft über den minderjährigen Thronfolger Henri I. Lusignan. Friedrichs Vater, der Stauferkaiser Heinrich VI., hatte im Amaury de Lusignan im Jahre 1194 mit Zypern belehnt gegen die partikularistischen Einheimischen verschanzten sich die Deutschen und ihre zyprischen Verbündeten in der Burg, bis sie 1233 gegen freien Abzug kapitulieren mussten. Nach der Auflösung der Reichslehenschaft im jahre 1246 wurde Zypern zu einem selbstständigen Feudalstaat.  Carlotta, die Tochter König Johanns II. und der Griechin Helena Paläogina, die 1458 Thronfolgerin geworden war, wurde zusammen mit ihrem Ehemann Graf Louis von Savoyen und ihren Getreuen in der festung Kyrenia von ihrem Halbbruder "Jaques dem Bastard", der von Teilen des Adels und den ägyptischen Mamlucken unterstützt wurde, ausgehungert.


Das innere Eingangstor (Foto rechts) zur Festung zieren die Wappen der Lusignans und der Visconti (Foto links).


Militärisch eingenommen wurde die Festung Kyrenia nie - auch nicht von den Osmanen 1570/71. Kyrenia kapitulierte vielmehr gleich nach der Einnahme Nikosias. Nachdem eine türkische Garnison in der Zitadelle residierte, fand das Fort bei den Briten im Zweiten Weltkrieg zur Internierung deutscher Kriegsgefangener und in den 1950er als Gefängnis für die Unabhängigkeitskämpfer der EOKA Verwendung.


Der kleine Hafen im Schatten der Festung (Foto links) un die Träger eines einstigen Balkons im Innenhof der festung (Foto rechts).


Im Tor der inneren Festung (Foto links) steht der Steinsarkophag des Sadik Pascha, eines türkischen Admirals der 1570 verstarb (Foto rechts).


Im Jahr 1974 bildeten griechische und maronitische Zyprer mit 83% der Bevölkerung die absolute Mehrheit in der Region Kyrenia. Im Rahmen der Operation Attila landete die türkische Armee am 20. Juli auf dem 5-Mile Point, östlich der Stadt Kyrenia und erreichte zwei Tage später die Stadt. Die türkischen Streitkräfte besetzten die Stadt und vertrieben danach alle Zyprer griechischer, libanesisch-maronitischer und armenischer Abstammung. Danach ließen sich türkische Zyprer aus dem Süden und aus der Türkei herbeigerufene Siedler völkerrechtswidrig in im gesamten Norden der Insel nieder. Wie überall in der "Türkischen Republik Nordzypern " , wird auch die Zitadelle von Girne, wie Kyrenia heute genannt wird, von einer türkisch-zyprischen Flagge und einer der Fahne der Garantie- und Schutzmacht Türkei gekrönt.


 Die mittelbyzantinische Kreuzkuppelkirche Agios Georgios stand einst außerhalb der Mauern. Die Venezianer haben sie mit ihrer gewaltigen festungsanlage zur Stadt hin umbaut, sodass sie auf kuriose Weise in einem Loch verschwindet (Foto links). In einer Oubliette (von franz. oublier = vergessen) steht eine nackte Puppe, die an einen Gefangenen aus der Familie Visconti erinnert, der einst hier im Kerker schmorte (Foto rechts).


Im Jahr 1968 wurde von einem Team amerikanischer Unterwasserarchäologen des University Museums of Pennsylvania vor der Küste das älteste je gefundene griechische Handelsschiff geborgen. C-14-Untersuchungen ergaben, dass es aus dem Jahr 389 v. Chr. plusminus 44  Jahre stammt und rund 80 Jahre zur see fuhr.  Beladen war das Boot mit ca. 400 Amphoren, in denen Wein, Oliven und 9000 gut erhaltene Mandeln transportiert worden waren. Die Exponate sind heute im Schiffswrackmuseum der Festung zu sehen.


Schon im Neolithikum war das hügelige Küstengebiet besiedelt. Eine Dauerausstellung zeigt, wie die vermutlich aus Kleinasien stammenden Menschen lebten und ihre Toten bestatteten. In der Bronzezeit folgte griechische Einwanderer, danach kamen die Phönizier. Kyrenia hieß das Stadtkönigtum, das im 6. - 4. vorchristlichen jahrhundert in seiner Blüte stand, im jahre 312 v. Chr. jedoch von Salamis er erobert wurde. Bereits für diese Zeit Zeugen Spuren von einer Burganlage.


Die Römer legten östlich der Burg einen größeren hafen an, dessen Mauerreste noch heute von den Bastionen aus im Wasser erkennbar sind. Als Bischofssitz seit dem 4. Jahrhundert wurde Kyrenia befestigt. Die Herrscher aus der Lusignan-Dynastie bauten  die Burg weiter aus. Nach 1489 verwandelten die Venezianer die Landseite durch starke Aufschüttungen von Sand und Gestein in eine gegen Artilleriebeschuss gesicherte Festung, mit einer fast 40 Meter breiten Wallzone. Die fränkischen Mauern wurden darunter begraben und sind heute kaum noch sichtbar.


Während eine Tafel das Schutt abladen an der einstigen Chrysoglykiotissa Kirche (Foto links) verbietet, befindet sich in der zwischen 1860 - 1875, also noch unter osmanischer Herrschaft erbauten Agiou Archangelou (Erzengel-Michael-Kirche) ein Ikonenmuseum (Foto rechts).


Die Cafer-Pașa-Moschee (17./19 Jh.) ist die Hauptmoschee von Girne (Foto links) und der malerische Hafen unterhalb der Festung (Foto rechts).


Die mächtigen Festungsmauern und das steil aufragende Beșparmak-Gebirge mit der Burgruine St. Hilarion (Foto rechts) vom Hafen aus gesehen.


Die nach dem Heiligen Hilarion von Gaza ( † 371) benannte Burg erhebt sich auf einem Zwillingsgipfel (Didymoi). Bereits im  8/9. Jahrhundert  war hier ein schwer zugängliches Kloster erbaut worden. Im 11. Jahrhundert ließen die Byzantiner gegen Piratenüberfälle befestigen. St. Hilarion ist eine gutes Beispiel einer Abschnittsburg mit Vor-, Unter- und Oberburg. Der Eingang zur Vor burg (Foto rechts).       Videoclip


Aus der Verballhornung des griechischen Didymoi (Zwilling) entstand der romantisch klingende Name der Burg "Dieu d'Amour" (Gott der Liebe).
Unterhalb der Burg, die nach 1232 zur Sommerresidenz der Lusignan-Herrscher ausgebaut wurde, fanden ritterliche Turniere statt (Foto links)
Zusammen mit den Burgen Buffavento und Kantara, zu denen Sichtkontakt bestand, bildete St. Hilarion eine Verteidigungskette (Foto rechts).



Die fränkische Geschichte der Festung begann im Jahre 1228, als die Partikularisten um Jean d'Ibelin die Burg als Zufluchtsort für den jungen König Heinrich I. ausbauten. Zwei Jahre später konnten die Parteigänger Kaiser Friedrichs II. die Burg erobern und zwei weitere Jahre halten.


Der Grundrisss der Burg (Foto links) und der Eingang zur Unterburg (Foto rechts).


Nachdem man den Eingang zur Unterburg (Foto links) passiert hat, trifft man auf eine Treppe.......


...die zu den Resten der byzantinischen Klosterkirche aus dem 11. Jahrhundert führt (Foto rechts). Zusammen mit der Kirche des Antiphonitis-Klosters gehört sie zu den seltenen und daher in konstruktiver Hinsicht bedeutsamen Achtstützentyp . Das achteckige orthodoxe Gotteshaus  wurde von den Franken zu einer römisch-katholischen Burgkirche umfunktioniert. Ein Blick auf der Oberburg mit dem Prinz-Johann-Turm (Foto rechts).


Der recht mühevolle Aufstieg zur Oberburg wird mit einem grandiosen Ausblick belohnt. Hier befanden sich die königlichen Gemächer (Foto rechts).


Vom höchstgelegenen Punkt der Burg (732 Meter ü. M.) führt ein schmaler Pfad zum Prinz-Jean-Turm, um den sich eine grausige Geschichte rankt: Prinz Jean von Antiochia, ein Bruder König Peters I.  war verheiratet mit einer Angehörigen der mächtigen Familie der Ibelins , die hinter dem Mord am König im Jahre 1369 standen. Die Ibelins wollten nicht dessen Sohn, Peter II., sondern Jean als königlichen Nachfolger. Im kampf um die Königskrone zog sich Jean schließlich nach St. Hilarion zurück. Misstrauisch gegenüber jeden, glaubte er, dass seine bulgarische Leibwache bestochen worden sei und ihm daher nachdem Leben trachtete. Gewissermaßen als Präventivmassnahme stürzte er jeden Mann seiner Leibgarde von dem nach ihm benannten Turm in die Tiefe. Danach hatte seine Schwägerin, die auch das Gerücht mit der Leibgarde hatte streuen lassen, ein leichtes Spiel
mit ihrem Widersacher. Am Rande sei erwähnt, dass die Bulgaren in dieser Zeit sowohl Erbfeinde des spätbyzantinischen Reiches als auch der Türken waren. Die günstige strategische Lage der Burg machten sich nach 1963 auch türkisch-zyprische Widerstandskämpfer zunutze, um die Straße Girne-Nikosia zu kontrollieren. Das gotische Fenster der Königin (Foto rechts) zierte einst die repräsentative Halle im Obergeschoss der königlichen Gemächer.


Das Erd- und I. Obergeschoss der einstigen königlichen Gemächer (Foto links) und ein weitere erhaltener Fensterrahmen (Foto rechts).


An diesen Ort musste auch der König zu Fuß gehen, den hier befanden sich die Latrinen . Ein anderer Blick auf die königlichen Gemächer (Foto re.)
Für die Venezianer war die Burg nur noch ein unnützes Relikt aus fernen Feudalzeiten. Der Einsatz von Kanonen erforderte im 16. Jahrhundert weitaus stärkere Mauern, als jene der fränkischen Festungen. Während die Venezianer die alten Bergfestungen schleiften, konzentrierten sie sich auf den Ausbau der Stadtfestungen von Nikosia, Famgusta und Kyrenia.

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