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Auf der M3 in nördlicher
Richtung fährt man durch die kleine Ortschaft Rya Taza (Neuer Weg),
die vom 4090 Meter hohen Aragat überragt wird. Der Karge
Landstrich, wo das Thermometer im Winter bis zu Minus 30 Grad fällt,
wird vornehmlich von kurdischstämmigen Yeziden bewohnt. Hier findet
sich ein sicherlich einmaliges Gräberfeld, das von von steinernen Pferden
oder Pferdeköpfen, von denen manche schon beschädigt sind und/oder
am Boden liegen, beherrscht wird.
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Hier wurden die Männer des
Dorfes bestattet. je bedeutender ein Mann war, um so größer und
edler war seine Pferdeskulptur.Den Frauen wurde hingegen nur spärliche
Tontäfelchen mit der Abbildung einer Wiege als letzter Gruss mitgegeben.
Der zerfallene Bau (Foto links) stellt wohl eine Art Mausoleum dar.
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Im Zusammenhang mit den Yeziden
muss an das Rote Kurdistan (kurdisch: Kurdistana Sor, aserbaidschanisch:
Qızıl Kürdistan, russisch: Красный Курдистан) erinnert werden, das
als eine autonome Provinz in der ehemaligen UdSSR zwischen 1923 bis 1929
bestanden hatte. Das Gebiet zwischen dem aserbaidschanischen Bergkarabach
und dem armenischen Sjunik wurde im 18. Jahrhundert von nomadischen kurdischen
Stämmen besiedelt. Schließlich wurden sie die Mehrheit in diesem
Gebiet, besonders um Laçın (kurdisch: Laçîn), Kəlbəcər
(kurdisch: Kelbajar) und Qubadlı (kurdisch: Qûbadlî) herum.
Als ein Teil der Aserbaidschanischen Sozialistischen Sowjetrepublik
erhielt es am 23. Mai 1923 den Status einer autonomen Provinz (Oblast)
innerhalb Aserbaidschans. Weitere gebiete wie auch die Gegend um Rya Taza
erhielten jedoch keinen Oblast und durften sich dem Roten Kurdistan auch
nicht anschließen. Die Amtssprache des Roten Kurdistans wurde Kurmandschi
und sein Verwaltungszentrum Latschin. Der Versuch der Neugründung eines
unabhängigen Staates scheiterte im Jahre 1989. Das Territorium gehört
heute zum besetzten Gebiet (Latschin Korridor), das Armenien mit der Republik
Berg Karabach verbindet. Überdies tobte bis 1994 ein Krieg zwischen
Armenien und Aserbaidschan um das östlich gelegene Bergkarabach, der
die meisten Kurden aus diesem Gebiet vertrieb. Heute wird die Region von
den Armeniern der Republik Bergkarabach kontrolliert. (Quelle der
Karte: Wikipedia, Panonian; Kurdistani District (Red Kurdistan), Nagorno-Karabakh
and Nakhichevan Autonomous Republic in 1930)
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Die Yeziden gehören
einer alten Religion an, die auf den Zoroastrismus und den Mithraskult
zurückgeht. Anders als diese kennt sie jedoch keinen Dualismus
zwischen Gut und Böse. Nach yezidischen Glauben kann der allmächtige
Gott und Schöpfer keine zweite Kraft neben sich dulden. Die Yeziden
sprechen den Namen des Bösen nicht aus, weil dies Zweifel an der Allmacht
Gottes bedeuten würde. Nach ihrer Auffassung ist der Mensch in erster
Linie für seine Taten selbst verantwortlich, denn Gott hat dem Menschen
Verstand und damit die Möglichkeit gegeben, für sich den richtigen
Weg zu finden. Daneben hat die Religion der Yeziden auch Elemente des orientalischen
Christentum, insbesondere der nestorianischen Eucharistie, sowie aus dem
Mandäismus, den Manichäismus und die Gnosis aufgenommen.
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Das sich das Yezidentum auf
keine heiligen Schriften berufen kann, wurde und wird es gnadenlos
vom Islam verfolgt. Der Glaube wird überwiegend mündlich durch
Qalas (Lieder) und Bräuche weitergegeben. Eine wichtige Rolle in den
yezidischen Glaubensvorstellungen kommt Taus-i Melek (Engel Pfau)
zu, der in besonderer Weise der Allmächtigkeit Gottes gehuldigt hatte
und wurde deshalb von Gott zum Oberhaupt der sieben aus Licht geschaffenen
Engel erkoren wurde. Die Anbetung Adams verweigerte er, da er diese Huldigung
allein Gott zugedachte. Weil er sich dem Mythos nach selbst einmal zum Gott
erheben wollte, fiel deswegen in Ungnade und büßte für seine
Vermessenheit und unter Reue in der Hölle. Gott vergab ihm schließlich
seine S Schuld und setzte ihn als Wächter der Welt und als Mittler
zu den Menschen. Als eine Art Stellvertreter Gottes symbolisiert Taus-i
Melek in der yezidischen Theologie sowohl das Gute und das Böse. Da
er für die Yeziden Ansprechpartner ist, werden diese insbesondere
von den Moslems als Teufelsanbeter bezeichnet. In Rya Taza wurde der Film
melancholisch-satirische Film
Vodka Lemon
gedreht.
Filmausschnitt
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Etwa 2 Kilometer weiter auf der
M3 in nördlicher Richtung befindet sich das Dorf Ala Gyaz.
Dort gibt es eine Anhöhe mit einem neuen Friedhof der Yeziden. Dort
gibt es sowohl Gräber mit Grabsteinen, als auch solche in Form kleiner
Häuser. Zwischen den einzelnen Grabmählern....
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...wurden Metalltische aufgestellt,
die offenbar Mahlzeiten der Lebenden dienen, die diese dort symbolisch
zusammen mit den Toten einnehmen.
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Dieser Brauch erinnert an die
Urchristen und Angehörige anderer Gruppen, die ihr Mahl mit und zu
Ehren der Verstorbenen einnahmen.
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Vom Friedhof aus hat meinen eine
guten Blick auf das 4090 Meter hohe Aragatmassiv (Foto links). Das Bildnis
eines gefallenen Kämpfers
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Während die Gitter und Regenablaufrinnen
der kleinen Mausoleen reich verziert sind, wirken die Tische etwas instabil.
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Ein Grabstein mit einem Tatzenkreuz
(Sonnensymbol) an der Stirnseite. Das Dorf Ala Gyaz (Foto
rechts).
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Eine besondere Attraktion des
Ortes Dilischan (Dilijan) ist seine restaurierte Scharambejan
Straße (alle Fotos). Die Ortschaft erstreckt sich über
20 Kilometer an den Ufern des Aghstew und liegt auf 1.500 m Höhe
im 2002 begründeten Dilidschan-Nationalpark.
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Die gebirgige Umgebung bedeckt
ein 34.000 Hektar großes Waldgebiet und wird wegen ihrer idyllischen
Lage auch die Kleine Schweiz Armeniens bezeichnet. Tatsächlich
ist Dilischan einer der wichtigsten Erholungs- und Tourismusorte in Armenien.
Der Nationalpark ist besonders beliebt für Wander- und Fahrradtouren.
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Dilischan ist reich an Mineralquellen,
denen heilungsfördernde Wirkung zugesprochen wird. timediver® konnte
sich vor Ort vom fantastischen Geschmack des Mineralwassers überzeuge.
Der Urlaubsort der einstigen armenischen Könige, war zu Sowjet-Zeiten
ein Kurort für Partei- und Politikbosse aus Moskau. Viele armenische
Künstler und Filmemacher nennen die Stadt ihr Zuhause. Ein mit Erdbebensicherung
in Bau befindliches Gebäude (Foto rechts). Diese in Armenien entwickelte
Technologie wird auch nach Japan verkauft.
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